Nachtstück von Friederike Brun

Am Ufer der Elbe

Stille sinkt!
In der Abenddämmrung Weben
Athmet Ruhe, neues Leben,
Wo des Stromes Schooß uns winkt.
 
Eil’ empor,
Vollmond! wo dem Schimmersaume,
Schwebend über’m Weidenbaume,
Leis’ entwallt der Purpurflor.
 
Schauerlich
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Hallt’s in tiefgesenkten Pfaden,
11 
Jezt an dunkeln Bachgestaden;
12 
Ahndungsvoll umflüstert’s mich.
 
13 
Zauberisch
14 
Fällt durch leichtgehobne Ranken
15 
Dunkelhelles Schattenwanken
16 
Auf das duftende Gebüsch.
 
17 
Tief herab
18 
Wandeln wir in trauter Enge,
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Hand in Hand, die Windegänge;
20 
Freundschaft reicht den Pilgerstab.
 
21 
Nun empfängt
22 
Uns die Grotte, ernst und traurig,
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Still und düster, reg’ und schaurig,
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Dicht mit Immergrün behängt.
 
25 
Schauer sinkt;
26 
Mondlicht hüpft am weissen Aste
27 
Unterm hohen Laubpallaste,
28 
Und der Quelle Silber blinkt.
 
29 
Wolken ziehn;
30 
Schnell verlischt des Baches Spiegel,
31 
Dunkel stehn die Tannenhügel,
32 
Und der Elfen Heere fliehn.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26 KB)

Details zum Gedicht „Nachtstück“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
120
Entstehungsjahr
1795
Epoche
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Nachtstück“ wurde von Friederike Brun verfasst, eine dänische Schriftstellerin, die von 1765 bis 1835 lebte. Sie gehörte zur Zeit der Klassik und Romantik an und war eine einflussreiche Salonnière.

Der erste Eindruck des Gedichtes spricht von einer melancholischen Stimmung, die durch Worte wie „Ruhe“, „Stille“, „düster“ und „schauerlich“ verstärkt wird. Die Autorin zeichnet ein Bild einer nächtlichen Szenerie, die von Dunkelheit, Einsamkeit und Stille geprägt ist.

Inhaltlich beschreibt das Gedicht das langsame Eindunkeln einer abendlichen Landschaft, die von einem Fluss und Wald geprägt ist. Das lyrische Ich beschreibt seine Wahrnehmungen und Empfindungen während dieses Übergangs von Tag zu Nacht und drückt dabei Gefühle von Ehrfurcht, Stille und Ruhe aus. Der Mond spielt auch eine wichtige Rolle - er wird als ruhiger Beobachter der nächtlichen Szenerie dargestellt. Die letzte Szene des Gedichts beschreibt das lyrische Ich und einen Begleiter, die sich in die Dunkelheit hinein bewegen, geführt von „Freundschaft“.

In Bezug auf Form und Sprache folgt das Gedicht der klassischen Form der Romantik in ihren regulären vierzeiligen Strophen mit einem klaren Rhythmus und Reimschema. Die Sprache ist eher altertümlich, was typisch für die Epoche ist, in der das Gedicht geschrieben wurde. Es wird eine reiche Bildsprache verwendet, die starke Bilder von der Landschaft und der nächtlichen Stimmung schafft. Es gibt einen starken Fokus auf sensorische Details - Sehen (Mondlicht, Dunkelheit), Hören (Stille, Geräusche der Nacht) - was zur Erschaffung einer intensiven und lebhaften Atmosphäre beiträgt. Die Worte, die Friederike Brun verwendet, um diese Szene und Stimmung zu erzeugen, sind sorgfältig ausgewählt und haben oft eine tiefere, symbolische Bedeutung.

Zusammenfassend ist das Gedicht „Nachtstück“ ein typisches Beispiel für die Lyrik der Romantik. Es zeichnet sich durch seine lebhaften Beschreibungen, seine Betonung von Gefühlen und sein Eintauchen in die dunklen und stillen Aspekte der Natur aus. Die symbolische Bedeutung und metaphysische Aspekte des Gedichts deuten auf eine Reflexion über Themen wie die Vergänglichkeit des Lebens, die Einsamkeit und die Suche nach Sinn hin.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Nachtstück“ der Autorin Friederike Brun. Geboren wurde Brun im Jahr 1765 in Gräfentonna. Das Gedicht ist im Jahr 1795 entstanden. Zürich ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin kann der Text der Epoche Klassik zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epoche sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 120 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 8 Strophen. Weitere bekannte Gedichte der Autorin Friederike Brun sind „An meinen Mann auf der Reise“, „Bey Henriettens Grabe“ und „Bey Münters Grabe“. Zur Autorin des Gedichtes „Nachtstück“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 58 Gedichte vor.

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