Nachtgedanken von Johann Wolfgang von Goethe

Euch bedaur’ ich, unglücksel’ge Sterne,
Die ihr schön seyd und so herrlich scheinet,
Dem bedrängten Schiffer gerne leuchtet,
Unbelohnt von Göttern und von Menschen.
Denn ihr liebt nicht, kanntet nie die Liebe!
Unaufhaltsam führen ew’ge Stunden
Eure Reihen durch den weiten Himmel.
Welche Reise habt ihr schon vollendet,
Seit ich weilend in dem Arm der Liebsten
10 
Euer und der Mitternacht vergessen!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Nachtgedanken“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
63
Entstehungsjahr
1781
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das vorgegebene Gedicht „Nachtgedanken“ wurde von Johann Wolfgang von Goethe verfasst, einem der herausragendsten Vertreter der Weimarer Klassik, der von 1749 bis 1832 lebte. Daher lässt sich das Gedicht zeitlich in das ausgehende 18. und beginnende 19. Jahrhundert einordnen.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht eher melancholisch und wehmütig. Es handelt von der Erhabenheit der Sterne und den Empfindungen des lyrischen Ichs ihnen gegenüber, vor allem im Kontext der Liebe.

Das Gedicht beginnt mit Mitleid für die Sterne, die trotz ihrer Schönheit und Pracht unglücklich sind, da sie weder von Göttern noch von Menschen belohnt werden und die Liebe nicht kennen. Die fortlaufenden „ew’gen Stunden“ leiten unaufhaltsam die Reihen der Sterne durch den Himmel. Das lyrische Ich reflektiert weiter und fragt, welche Reise die Sterne bereits hinter sich haben, seitdem es selbst in den Armen der Geliebten lag und dabei die Sterne und die Mitternacht vergessen hat.

Das lyrische Ich möchte mit diesem Gedicht die konträre naturhafte Unpersönlichkeit der Sterne zur menschlichen Emotionalität aufzeigen. Während die Sterne sich in ewig gleichbleibenden Abläufen bewegen, ist das menschliche Sein von Gefühlen, insbesondere der Liebe, durchdrungen.

Betrachtet man das Gedicht unter formalen und sprachlichen Aspekten, so fällt auf, dass es aus zehn Versen besteht. Der gegebene Textausschnitt weist keine gewöhnliche Strophen- oder Reimstruktur auf, was eine typische Eigenschaft für Goethes Gedichte ist. Die Sprache Goethes ist gekennzeichnet durch ihre Einfachheit und Genauigkeit, was sich auch in dem vorliegenden Gedicht zeigt. Mit seinen klaren und nachvollziehbaren Bildern ermöglicht Goethe es dem Leser, sich in die Gedankenwelt des lyrischen Ichs hineinzuversetzen und diese nachzuvollziehen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Nachtgedanken“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Wolfgang von Goethe. 1749 wurde Goethe in Frankfurt am Main geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1781 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Goethe handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Die Epoche des Sturm und Drang reicht zeitlich etwa von 1765 bis 1790. Sie ist eine Strömung innerhalb der Aufklärung (1720–1790) und überschneidet sich teilweise mit der Epoche der Empfindsamkeit (1740–1790) und ihren Merkmalen. Häufig wird die Epoche des Sturm und Drang auch als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet. Die Klassik knüpft an die Literaturepoche des Sturm und Drang an. Der Sturm und Drang war die Phase der Rebellion junger deutscher Autoren, die sich gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System wendeten. Die Vertreter waren zumeist Schriftsteller jüngeren Alters, meistens nicht älter als 30 Jahre. In den Dichtungen wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Mit seinen beiden bedeutenden Vertretern Schiller und Goethe entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.

Die Weimarer Klassik ist eine Epoche der deutschen Literaturgeschichte, die von zwei bedeutenden Dichtern geprägt wurde: Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Die Literaturepoche beginnt im Jahr 1786 mit Goethes Italienreise und endet im Jahr 1832 mit Goethes Tod. Es gibt aber auch Definitionen, die das gemeinsame Schaffen der beiden befreundeten Dichter Goethe und Schiller von 1794 bis zu Schillers Tod 1805 als Weimarer Klassik zeitlich festlegen. Sowohl Klassik als auch Weimarer Klassik sind oftmals verwendete Bezeichnungen für die Literaturepoche. Statt auf Widerspruch und Konfrontation wie noch in der Aufklärung oder im Sturm und Drang strebte die Klassik nach Harmonie. Die wichtigsten Werte sind Menschlichkeit und Toleranz. Die Klassik orientierte sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. Ziel der Klassik war es die ästhetische Erziehung des Menschen zu einer „charakterschönen“ Persönlichkeit voranzutreiben. In der Lyrik haben die Autoren auf Stil- und Gestaltungsmittel aus der Antike zurückgegriffen. So war beispielsweise die streng an formale Kriterien gebundene Ode besonders populär. Des Weiteren verwendeten die Autoren jener Zeit eine gehobene, pathetische Sprache. Goethe, Schiller, Herder und Wieland können als die Hauptvertreter der Klassik angesehen werden. Aber nur Schiller und Goethe inspirierten und motivierten einander durch intensive Zusammenarbeit und gegenseitige Kritik.

Das Gedicht besteht aus 10 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 63 Worte. Weitere Werke des Dichters Johann Wolfgang von Goethe sind „Amytnas“, „An Annetten“ und „An Belinden“. Zum Autor des Gedichtes „Nachtgedanken“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 1618 Gedichte vor.

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