Nacht von Stefan George
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Gänge des tages sind weit. |
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Reisst der verworrene wald |
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Uns in vergessen so bald? |
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Hinter dem nächtigen zaun |
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Fasst uns des bannes geraun – |
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Uns dem versinken geweiht. |
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Bäume zu leuchtendem tor |
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Ragen als leitern empor: |
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Locken in pfadlosen wahn · |
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Treiben in schimmernde bahn. |
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Wankt den umschlungnen der grund? |
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Ist dies dein odem in mir · |
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Luft aus des rausches revier |
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Was unsre leiber vermischt · |
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Uns durch das finster verwischt |
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In einem schaurigen bund? |
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Horch eine stimme wird wach! |
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Blüten-umsponnenem fach |
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Heiliger brunnen entsprang · |
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Sendet den einfachen sang |
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Klar durch das dickicht einher .. |
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Mahnt an lebendige lust |
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Uns: zu verfallen bewusst |
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Dunkelster trunkenheit · |
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Uns: zu zerrinnen bereit |
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In einem träumenden meer. |
Details zum Gedicht „Nacht“
Stefan George
11
26
109
1922
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Nacht“ wurde von Stefan George verfasst, einem bedeutenden deutschen Lyriker der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Die genaue Entstehungszeit des Gedichts kann nicht exakt eingeordnet werden, ist jedoch im Kontext von Georges Schaffen um die Jahrhundertwende anzusiedeln.
Auf den ersten Blick handelt es sich um ein atmosphärisch dichtes Gedicht, dessen Szenario in der Dunkelheit der Nacht angesiedelt ist. Die Worte kreieren ein mysteriöses und teils bedrohliches Bild, das von einer fast hypnotischen Sprachmelodie getragen wird.
In der simplen Inhaltsangabe kann man sagen, das Gedicht beschreibt die nächtliche Reise durch einen verworrenen Wald, das Gefühl der Orientierungslosigkeit und eine fast mystische Verschmelzung mit der dunklen Umgebung. Das lyrische Ich scheint in einen Zustand entrückter Verwirrung und Einswerdung mit der Dunkelheit der Nacht versetzt zu sein. Es spricht von einem „schaurigen Bund“, was auf eine dunkle, vielleicht unheilvolle Verbindung der Person mit der Nacht oder der Natur hinweist. Gleichzeitig sprechen die Worte auch von Leidenschaft, Trunkenheit und einer tiefen Sehnsucht nach Verschmelzung und Aufgabe des eigenen Selbst.
In Form und Sprache folgt das Gedicht keinen klassischen Reim- oder Metrumschemata, was typisch ist für die Moderne, in der George schrieb. Es besteht aus fließenden Versen, die sich durch ihre freie Rhythmik auszeichnen. Die Wortwahl ist geprägt von starken, teils archaisch wirkenden Begriffen, die eine verstörende und düstere Atmosphäre erzeugen. Die Redefiguren sind hoch symbolisch und tragen dazu bei, das dunkle, rätselhafte Bild der Nacht zu konstruieren.
Insgesamt kann Georges „Nacht“ als ein Gedicht der literarischen Moderne betrachtet werden, das sich durch seine dunkle, schwer fassbare Atmosphäre und hoch symbolische Sprache auszeichnet, und gleichzeitig archaische und moderne Züge vereint. Es ist ein eindrucksvolles Beispiel für Georges Fähigkeit, intensive emotionale Zustände und tiefe existenzielle Erfahrungen in lyrische Bilder zu übersetzen.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Nacht“ ist Stefan George. 1868 wurde George in Büdesheim bei Bingen am Rhein geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1922. In Berlin ist der Text erschienen. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. George ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 109 Wörter. Es baut sich aus 11 Strophen auf und besteht aus 26 Versen. Der Dichter Stefan George ist auch der Autor für Gedichte wie „Das Wort“, „Das Zeitgedicht“ und „Entrückung“. Zum Autor des Gedichtes „Nacht“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 52 Gedichte vor.
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