Nach einer Zeit von Joachim Ringelnatz

Der du unsrer so gedachtest,
Als uns alles sonst vergaß,
Soviel Glück, wie du uns brachtest,
Keine Wiese hat’s an Gras.
 
Wenn zwei Augen im Erblinden,
Wenn zwei Herzen ganz verzagt
Plötzlich Licht und Hoffnung finden,
Dann hat Gott etwas gesagt.
 
Lächelt jetzt ein Regenwürmchen,
10 
Weil die Amsel vor mir flieht?
 
11 
Hohe Türme sind nur Türmchen,
12 
Wenn ein Adlerauge sieht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Nach einer Zeit“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
61
Entstehungsjahr
1933
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt von Joachim Ringelnatz, einem bedeutenden deutschen Schriftsteller und Kabarettisten des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit, der von 1883 bis 1934 lebte. Es kann daher in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts eingeordnet werden.

Inhaltlich geht es in diesem Gedicht um Dankbarkeit, Lichtblicke und Hoffnung in schwierigen Zeiten, sowie um die Wahrnehmung und Betrachtung von Dingen aus verschiedenen Perspektiven. In der ersten Strophe drückt das lyrische Ich seine Dankbarkeit aus, sich anerkannt und bedacht fühlt, auch wenn dieses Gefühl von außen vergessen wurde. Die Freude und das Glück, das ihm dies brachte, wird mit einer blühenden, grünen Wiese verglichen.

In der zweiten Strophe geht es um die Wiedererweckung von Hoffnung in den Herzen von Menschen in schwierigen Lebenslagen. Durch plötzliches Licht und neugefundene Hoffnung interpretiert das lyrische Ich dies als göttlichen Eingriff.

Die dritte und vierte Strophe laden den Leser ein, die Welt aus einer anderen Perspektive zu sehen. Das Beispiel mit dem Regenwurm und der Amsel verdeutlicht, dass das Unbedeutende im Großen einen Sinn haben kann. Was als groß und wichtig angesehen wird, wie hohe Türme, reduziert sich auf das kleine, wenn es aus der Perspektive eines Adlers betrachtet wird.

Das Gedicht ist in vier Strophen unterteilt und zeigt eine klare Struktur. Die ersten beiden bestehen aus vier Versen, während die letzten beiden nur zwei Verse haben. Die Sprache ist einfach und verständlich, ermöglicht jedoch tiefe Interpretationen. Ringelnatz macht Gebrauch von Metaphern und Vergleichen („Keine Wiese hat's an Gras“, „Hohe Türme sind nur Türmchen“) um seine Botschaft zu verstärken. Während der Ton des Gedichts positiv und hoffnungsvoll ist, trägt es auch ernste und nachdenkliche Untertöne.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses Gedicht die Widerstandsfähigkeit, Dankbarkeit und die Fähigkeit darstellt, Hoffnung zu finden, unabhängig von der Dunkelheit der Umstände. Es lädt den Leser ein, das Leben aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und die Schönheit und Bedeutung in alltäglichen Momenten und kleinen Gesten zu finden. Es spiegelt Ringelnatz' Meisterschaft in der Darstellung komplexer Emotionen und Gedanken auf eine einfache, klare und ergreifende Weise wider.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Nach einer Zeit“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1933 zurück. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 61 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Die Gedichte „Afrikanisches Duell“, „Alone“ und „Alte Winkelmauer“ sind weitere Werke des Autors Joachim Ringelnatz. Zum Autor des Gedichtes „Nach einer Zeit“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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