Nach der Aufführung des Otto von Wittelsbach von Susanne von Bandemer

Er ist es selbst, nicht Fleck; es ist der echte
Agilolfinger, voll von edlem Heldenmuth,
Von deutschem Biedersinn, der schwarzen Undank rächte
In eines falschen Freundes Blut. –
Ο Fleck! so bald dein Herz, obgleich im bloßen Spiele,
Zerrissen scheint, so beben wir von Mitgefühle;
So stürzt, der Menschlichkeit und deiner Zauberkunst
Zur Ehre, Zähr’ auf Zähre von den Wangen;
 
Wir fühlen mit dir Reue, wenn die That begangen,
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Die du zu spät verfluchst, und zürnen auf die Gunst
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Der Fürsten, die dem glatten Meere gleicht. – –
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Du aber, fahre fort, so schön uns zu betrüben,
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Daß wir selbst unsre Schmerzen lieben.
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Melpomene, die dich entzückend hörte, reicht
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Dir schon den Lorbeer, ihrer Dichter Preis,
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Und dessen, der die Dichter zu verschönern weiß.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Nach der Aufführung des Otto von Wittelsbach“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
121
Entstehungsjahr
1802
Epoche
Klassik,
Romantik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Nach der Aufführung des Otto von Wittelsbach“ ist verfasst von Susanne von Bandemer, einer deutschen Dichterin der Weimarer Klassik. Geboren im Jahr 1751, liegt ihre Schaffenszeit weitestgehend in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein, womit ihr Werk in den Übergang von der Aufklärung zur Romantik einzuordnen ist.

Erster Eindruck und Inhalt: Das Gedicht handelt von einer Theateraufführung, genauer dem Bühnenstück „Otto von Wittelsbach“, und der damit verbundenen emotionalen Reaktion des Publikums. Das lyrische Ich richtet seine Worte direkt an den Darsteller, Herrn Fleck, der in dem Stück die Rolle des historischen deutschen Herzogtums der Agilolfinger übernimmt. Dabei hebt es die darstellerische Leistung Flecks und seine Fähigkeit, das Publikum in seine Gefühlswelt zu entführen, hervor. Das lyrische Ich bewundert und feiert die emotionale verbindende Kraft der Schauspielkunst, die die Zuschauer dazu bringt, gemeinschaftliche Emotionen wie Heldentum, Reue und Zorn zu erleben, sogar in Momenten der Traurigkeit.

In Bezug auf die Form und Sprache des Gedichts: Das Gedicht besteht aus zwei achtzeiligen Strophen in freiem Vers. Der Sprachstil wirkt dabei etwas „archaisiert“ durch den Gebrauch von veralteten Formen („rächte“, „zürnen“) und klassischem Bildvokabular („Lorbeer“, „Biedersinn“, „Zauberkunst“). Dabei gibt es eine klare Tendenz zur Dramatik und Emotionalität, die durch den Einsatz von ausgefeilten rhetorischen Figuren wie der Apostrophe und der Metaphern unterstrichen wird.

Zusammengefasst, versteht das lyrische Ich das Theater als eine kathartische Erfahrung, bei der ein Darsteller wie Fleck die tiefen Empfindungen des Publikums anregt und mit ihnen teilt. Dabei erwächst aus der gemeinsamen emotionalen Reise eine Art transzendentale Verbindung, die auch die Feier der Schauspielkunst selbst einschließt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Nach der Aufführung des Otto von Wittelsbach“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Susanne von Bandemer. Geboren wurde Bandemer im Jahr 1751 in Berlin. 1802 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her den Epochen Klassik oder Romantik zuordnen. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das vorliegende Gedicht umfasst 121 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Die Gedichte „An * * * bey der Übersendung einer Haarlocke“, „An Elise Reichsgräfin zu S * * * L * * *“ und „An Elisen“ sind weitere Werke der Autorin Susanne von Bandemer. Zur Autorin des Gedichtes „Nach der Aufführung des Otto von Wittelsbach“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 86 Gedichte vor.

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