Müde in Berlin von Joachim Ringelnatz

Wenn die Gedanken sich zerstreut
Aus dir entfernen,
So, daß kein schönes Bein dich freut,
Und eine trübe Feuchtigkeit
Hängt über dir, unter den Sternen, —
Wo willst du hin um solche Zeit?
 
Schön ist zum Beispiel die Peltzer-Bar.
Aber müde Menschen sind undankbar.
 
Geh heim und lege dich zur Ruh.
10 
Du findest doch die Worte nicht,
11 
Wenn jemand freundlich zu dir spricht.
12 
Denn du bist du
13 
Und kannst dir selber nicht entfliehn.
 
14 
Leg dich in deine Hände.
15 
Dann schäumt das schillernde Berlin
16 
Um deine ernsten Wände. — —
17 
Dein Schiff wird in die Ferne ziehn.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Müde in Berlin“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
17
Anzahl Wörter
93
Entstehungsjahr
1932
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Müde in Berlin“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettisten, der von 1883 bis 1934 lebte. Ringelnatz ist vor allem für seine humorvollen und teils absurden Gedichte bekannt. Dieses Gedicht lässt sich demnach zeitlich in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, genauer gesagt in die Weimarer Republik einordnen, eine Zeit, in der Berlin als Metropole von Kultur, Kunst und Nachtleben galt.

Die erste Reaktion auf das Gedicht kann als eine Art Melancholie oder Erschöpfung beschrieben werden. Es scheint, als wäre das lyrische Ich überfordert und verwirrt von der Stadt und ihrem lebhaften Treiben.

Im Gedicht erzählt das lyrische Ich von seiner Müdigkeit und seiner Unfähigkeit, sich auf die Schönheiten der Stadt zu konzentrieren oder mit anderen Menschen zu interagieren. Es fühlt sich entfremdet und distanziert - selbst von sich selbst. Die einzige Lösung scheint zu sein, sich zurückzuziehen und zu schlafen, während das treibende Leben von Berlin draußen weitergeht. Das Gedicht endet mit einem hoffnungsvollen Bild eines Schiffes, das in die Ferne zieht - ob das eine Metapher für Schlaf, Tod oder eine Flucht aus der Stadt ist, bleibt offen.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen, die in ihrer Länge variieren. Die Sprache ist eher schlicht und klar, aber dennoch bildreich. Ringelnatz verwendet Metaphern wie das „schöne Bein“, das nicht mehr erfreut, oder das „Schiff“, das in die Ferne zieht, um die Gefühle des lyrischen Ichs darzustellen. Insbesondere die metaphorische Darstellung Berlins als „schillernde“ Stadt kontrastiert wirkungsvoll mit der Müdigkeit und Erschöpfung des lyrischen Ichs.

Insgesamt vermittelt das Gedicht ein Gefühl von Entfremdung und Überforderung, möglicherweise ein Zeichen für die schnelllebige und wechselhafte Zeit der Weimarer Republik.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Müde in Berlin“ ist Joachim Ringelnatz. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Im Jahr 1932 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 93 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 17 Versen. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „...als eine Reihe von guten Tagen“, „7. August 1929“ und „Abendgebet einer erkälteten Negerin“. Zum Autor des Gedichtes „Müde in Berlin“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Joachim Ringelnatz

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Joachim Ringelnatz und seinem Gedicht „Müde in Berlin“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz (Infos zum Autor)

Zum Autor Joachim Ringelnatz sind auf abi-pur.de 560 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.