An ein sterbendes Kind von Johann Georg Jacobi
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So wandle denn, von Thränen und von Küssen |
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Begleitet, deine Bahn; |
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Ein kleiner Engel geht voran, |
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Und leuchtet dir in deinen Finsternissen. |
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Des Engels Haupt ist sanftes Abendroth; |
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Aus seinen Händen nimmt der Tod |
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Den Becher, den er dir zum letzten Schlummer beut; |
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Und tief im Becher ist des Himmels Süßigkeit. |
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Schon warten dein mit rosenfarbnen Flügeln, |
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Auf ewig grünen Hügeln, |
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Die Kinder Seelen dort, im bessern Sonnenglanz, |
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Und zeigen sich einander deinen Kranz. |
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O wie so brüderlich, mit seligem Vertrauen, |
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Du neuer Engel! wirst du nun |
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An ihrer Brust, als ihr Gespiele, ruhn; |
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Mit ihnen Palmen-Hütten bauen; |
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Und, zwischen Lilien den Gott der Wonne schauen, |
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Den du, vom Winde leicht gekühlt, |
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Hienieden schon gefühlt, |
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Als wir in deinen Schooß die ersten Blumen warfen. |
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So wandle denn zum Klang der Silberharfen; |
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Und wenn dein Blick herab von hohen Sternen fällt; |
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O dann gedenk an diese Schatten-Welt, |
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An diesen Erden-Tag, |
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An diesen Labetrunk, in Liebevollen Armen, |
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Das einzige, was Irrdisches Erbarmen |
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Dem Sterbenden zu reichen noch vermag. |
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Gedenk’ an uns, in deinem Siege; |
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Wir aber segnen oft die kleinen holden Züge, |
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Worinnen uns das Paradies |
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Ein Bild von seiner Unschuld wies. |
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J. G. J. |
Details zum Gedicht „An ein sterbendes Kind“
Johann Georg Jacobi
1
32
193
1774
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht „An ein sterbendes Kind“ ist von Johann Georg Jacobi, einem deutschen Lyriker und Hochschullehrer des 18. bis 19. Jahrhunderts.
Auf den ersten Blick fällt die traurige Stimmung auf, doch gleichzeitig ist eine Art liebende Wertschätzung und spirituelle Hoffnung während des kommenden Todes des Kindes präsent.
In dem Gedicht adressiert das lyrische Ich ein sterbendes Kind und begleitet es auf seinem Weg in den Tod. Die Metapher des Engels, der vor dem Kind hergeht, wird verwendet, um Trost und Hoffnung auf das Leben nach dem Tod zu vermitteln. Das lyrische Ich versucht, dem Tod seinen Schrecken zu nehmen, indem es ihn als Übergang zu einem besseren Ort darstellt, an dem das Kind sich wieder mit anderen Kindern vereinen und Gott aus nächster Nähe sehen kann. Trotz der traurigen Thematik ist das Gedicht durch die bildlichen Beschreibungen des Himmels und der Engel voller Schönheit und Harmonie. Das Kind wird aufgefordert, an seine geliebten Menschen auf der Erde zu denken, während sie an seine Unschuld und Reinheit erinnert werden.
Formal besteht das Gedicht aus 32 Versen ohne erkennbare Reimstruktur. Die lyrische Sprache ist durchweg romantisch und verwendet eine Menge Metaphern und andere stilistische Mittel, um die Gegenüberstellung von Leben und Tod zu illustrieren. Die Bilder sind stark und lebhaft, die Wortwahl ist gefühlvoll und bekräftigt die bildliche Vorstellung des Himmels als Ort der Ruhe und des Friedens, wie auch den gedanklichen Trost für die Hinterbliebenen.
Insgesamt handelt es sich um ein bewegendes Gedicht, das den Tod nicht als Ende, sondern als Übergang zu einer anderen Form des Seins interpretiert. Es betont die spirituelle Verbindung zwischen den Lebenden und den Toten und die Unvergänglichkeit der Liebe.
Weitere Informationen
Das Gedicht „An ein sterbendes Kind“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Georg Jacobi. 1740 wurde Jacobi geboren. Im Jahr 1774 ist das Gedicht entstanden. In Düsseldorf ist der Text erschienen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit oder Sturm & Drang zuordnen. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das vorliegende Gedicht umfasst 193 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 32 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Georg Jacobi sind „Vertrauen“ und „An die Liebe“. Zum Autor des Gedichtes „An ein sterbendes Kind“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.
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