An ein startendes Flugzeug von Joachim Ringelnatz

Da stehst du in nächster Nähe
Vor mir, stumm, starr, dumm und grau.
Torkle davon, du listige Krähe,
Töff töff und surr und dann auf in das Blau.
 
Weiß ich doch, daß du ganz genau weißt,
Was du zu tun hast, damit du fliegst.
 
Wenn du so leicht in den Lüften kreist,
Ein wenig wippst und ein wenig dich wiegst,
Fehlt nur noch, daß du trillerst und singst
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Wie ein Vogel im erdfernen Glück.
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Ach dann scheint uns: Am liebsten gingst
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Du gar nicht wieder zum Boden zurück.
 
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Um Gottes willen, du Loser, entrinn nicht
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Der Erde, die doch menschlich dich schuf.
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Überstürz dich auch nicht und besinn dich
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Auf unser Vertraun und auf deinen Beruf.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „An ein startendes Flugzeug“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
116
Entstehungsjahr
1929
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das analysierte Gedicht „An ein startendes Flugzeug“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettist, der von 1883 bis 1934 lebte. Aufgrund dieser Lebensdaten lässt sich das Gedicht zeitlich in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts einordnen.

Beim Lesen des Gedichtes fällt sofort die ungewöhnliche Perspektive auf: Das lyrische Ich spricht ein Flugzeug direkt an, personifiziert dieses mit teils negativen Attributen („stumm, starr, dumm und grau“) und lenkt somit die Aufmerksamkeit auf die Dualität von technologischem Fortschritt und menschlichem Schöpfertum.

Inhaltlich lässt das Gedicht die Spannung zwischen der scheinbaren Freiheit, die das Flugzeug in den Lüften genießt, und der irdischen Realität, seiner technischen Natur und seinem Pragmatismus als Transportmittel, erkennen. Hierbei betont das lyrische Ich die Notwendigkeit, dass das Flugzeug seine Aufgabe erfüllt und sich nicht vom 'Flug' und der Fliegerei als solcher mitreißen lässt.

Formal ist das Gedicht in vier Strophen unterschiedlicher Länge gegliedert. Die Verwendung von gereimten Versen verleiht dem Gedicht einen fast liedhaften Charakter, der das Thema des 'Fliegens' und die damit verbundenen Assoziationen von Freiheit, Leichtigkeit und Unbeschwertheit unterstreicht.

Die Wortwahl von Ringelnatz ist schlicht und die Bilder, die er verwendet, sind leicht zugänglich. Dennoch erzielt er durch die Verwendung ungewöhnlicher Vergleiche (das Flugzeug als eine „listige Krähe“ und ein „Loser“) und die Kontrastierung von Technologie und Natur eine eindrucksvolle Wirkung. Es entsteht das Bild eines technischen Wunders, welches beinahe spielerisch die Gesetze der Natur überwindet und zugleich ein verlässlicher Diener des Menschen ist - ein Spannungsfeld, das vielleicht auch das ambivalente Verhältnis des Menschen zur Technologie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts widerspiegelt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An ein startendes Flugzeug“ des Autors Joachim Ringelnatz. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1929 entstanden. In Berlin ist der Text erschienen. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 116 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „Abschiedsworte an Pellka“, „Afrikanisches Duell“ und „Alone“. Zum Autor des Gedichtes „An ein startendes Flugzeug“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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