Morsche Fäden von Joachim Ringelnatz
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Zu einem Trödler |
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Kam ein Greis mit einer sauern |
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Gurke, |
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Sprach: „Ich bin ein Gnadenbrötler |
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Bei einem Bauern. |
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Der ist ein Schurke. |
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Diese Gurke bringe ich aus Not. |
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Kleine Knöpfe möchte ich dafür. |
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Denn man kann sich nicht mit Gnadenbrot |
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Knöpfe kaufen für die Hosentür.“ |
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Und der Trödlersmann verschmähte |
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Nicht die Gurke noch des Greises Wort, |
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Denn der kam ihm sehr bedürftig vor, |
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Sondern bückte sich und nähte |
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Hundert goldne Knöpfe ihm sofort |
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Eigenhändig an das Hosentor. |
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Und der Greis sprach: „Danke“ und verneigte |
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Sich und ging mit offnem Hosenlatz |
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Selig durch die Straßen, und er zeigte |
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Allen Menschen seinen goldnen Schatz. |
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Bis ihn schließlich ein gewisses |
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Schicksal in ein Irrenhaus berief, |
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Ob Erregung öffentlichen Ärgernisses. |
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Bis er Knöpfe schluckte und entschlief. |
Details zum Gedicht „Morsche Fäden“
Joachim Ringelnatz
5
24
122
1929
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Dieses Gedicht mit dem Titel „Morsche Fäden“ stammt vom deutschen Autor Joachim Ringelnatz, der bekannt ist für seinen humorvollen und manchmal absurden Stil. Beim genauen Datum der Publikation dieses Werks bin ich mir nicht sicher, aber aufgrund des Todesdatums des Autors in 1934, könnte es zwischen 1900 und 1930 veröffentlicht worden sein.
Ein erster Eindruck des Gedichts ist, dass es eine Art von dunkler Komödie oder Absurdität darstellt, die Ringelnatzs Körper von Arbeit charakterisiert. Es hat eine humorvolle Note, trotz der tragischen und düsteren Aspekte, die es beinhaltet.
Das Konzept des Gedichts ist einfach: Ein armer alter Mann bringt eine Gurke zu einem Trödler und bittet um Knöpfe, um sie an seiner Hose zu befestigen, weil er sich keine leisten kann. Der Trödler nimmt die Gurke und nahmt eine ungewöhnlich großzügige Geste, indem er hundert goldene Knöpfe an der Hose des Mannes annäht. Der alte Mann ist überglücklich und zeigt stolz seine neuen goldenen Knöpfe, was schließlich zu seiner Verbringung in ein Irrenhaus führt, wo er tragischerweise endet, indem er Knöpfe verschluckt und stirbt.
Die Botschaft des Gedichts scheint eine Kommentierung auf die Ironie des Lebens, Armut und den absurd hohen Wert, den die Gesellschaft auf materielle Werte legt, zu sein. Der Humor und die Absurdität des Gedichts unterstreichen diese Botschaften und fügen eine Ebene der Kritik und der Satire hinzu.
Das Gedicht besteht aus fünf Strophen mit unterschiedlicher Anzahl von Versen in jeder Strophe. Es hat keinen Reimschema, was dem unkonventionellen und absurden Stil des Autors entspricht. In Bezug auf die Sprache ist das Gedicht einfach gehalten und verfügt über einen direkten, unverschnörkelten Stil. Dies verleiht der Geschichte eine Art Volksmärchen-Feeling, obwohl das eigentliche Thema eher düster ist.
„Morsche Fäden“ ist also ein typischer Ringelnatz, der nicht nur durch seinen humorvollen, aber auch tragischen Stil auffällt, sondern auch durch seine einzigartige Fähigkeit, soziale und kulturelle Fragen zu kommentieren und zu kritisieren.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Morsche Fäden“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1929 zurück. Erschienen ist der Text in Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 122 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Die Gedichte „Abendgebet einer erkälteten Negerin“, „Abermals in Zwickau“ und „Abgesehen von der Profitlüge“ sind weitere Werke des Autors Joachim Ringelnatz. Zum Autor des Gedichtes „Morsche Fäden“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.
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