Monument Moors des Räubers von Friedrich Schiller

Vollendet!
Heil dir! Vollendet!
Majestätischer Sünder!
Deine furchtbare Rolle vollbracht.
 
Hoher Gefallener!
Deines Geschlechts Beginner und Ender!
Seltner Sohn ihrer schröklichsten Laune,
Erhabner Verstoß der Mutter Natur!
 
Durch wolkigte Nacht ein prächtiger Bliz!
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Hui! hinter ihm schlagen die Pforten zusammen!
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Geizig schlingt ihn der Rachen der Nacht!
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Zuken die Völker
 
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Unter seiner verderbenden Pracht!
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Aber Heil dir! vollendet!
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Majestätischer Sünder!
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Deine furchtbare Rolle vollbracht!
 
17 
Modre – verstieb
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In der Wiege des offnen Himmels!
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Fürchterlich jedem Sünder zur Schau,
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Wo dem Thron gegenüber
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Heißer Ruhmsucht furchtbare Schranke steigt!
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Siehe! der Ewigkeit übergibt dich die Schande!
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Zu den Sternen des Ruhms
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Klimmst du auf den Schultern der Schande!
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Einst wird unter dir auch die Schande zerstieben,
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Und dich reicht – die Bewunderung.
 
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Nassen Auges an deinem schauernden Grabe
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Männer vorüber –
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Freue dich der Thräne der Männer,
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Des Gerichteten Geist!
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Nassen Auges an deinem schauernden Grabe
 
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Jüngst ein Mädchen vorüber,
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Hörte die furchtbare Kunde
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Deiner Thaten vom steinernen Herold,
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Und das Mädchen – freue dich! freue dich!
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Wischte die Thräne nicht ab.
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Ferne stand ich – sah die Perle fallen,
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Und ich rief ihr: Amalia!
 
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Jünglinge! Jünglinge!
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Mit des Genies gefährlichem Aetherstral
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Lernt behutsamer spielen.
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Störrig knirscht in den Zügel das Sonnenroß,
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Wie’s am Seile des Meisters
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Erd und Himmel in sanfterem Schwunge wiegt,
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Flammts am kindischen Zaume
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Erd und Himmel in lodernden Brand!
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Unterging in den Trümmern
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Der muthwillige Phäeton.
 
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Kind des himmlischen Genius.
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Glüendes, thatenlechzendes Herz!
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Reizet dich das Mal meines Räubers?
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War wie du glüenden thatenlechzenden Herzens,
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War wie du des himmlischen Genius Kind.
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Aber du lächelst und gehst –
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Dein Blik durchfliegt den Raum der Weltgeschichte,
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Moorn den Räuber findest du nicht –
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Steh und lächle nicht Jüngling!
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Seine Sünde lebt – lebt seine Schande,
59 
Räuber Moor nur – ihr Name nicht.
 
60 
Vom Verfasser der Räuber.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (29 KB)

Details zum Gedicht „Monument Moors des Räubers“

Anzahl Strophen
10
Anzahl Verse
60
Anzahl Wörter
290
Entstehungsjahr
1782
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Der vorliegende Text ist ein Gedicht von Friedrich Schiller, der von 1759 bis 1805 lebte. Somit ist das Gedicht in die Epoche der Weimarer Klassik einzuordnen.

Auf den ersten Blick handelt es sich um ein abwechslungsreiches und emotional geladenes Gedicht. Inhaltlich beschäftigt es sich mit dem Bild eines majestätischen Sünders, der das Ende seiner schrecklichen Rolle vollendet hat. Strophe um Strophe entwickelt Schiller eine eindringliche Charakterzeichnung, die das lyrische Ich mit Respekt, Faszination, und einer mysteriösen Art von Bewunderung erfüllt. Es ist die Rede von der majestätischen Sünde und der furchtbaren Rolle, die der Räuber gespielt hat. Dass sein Name jedoch nicht genannt wird und seine Taten nur indirekt angesprochen werden, lässt den Leser die eigentlich bedeutsame Rolle des Räubers nur erahnen.

In Form und Sprache zeigt sich Schillers unverwechselbarer Stil. Das Gedicht besteht aus zehn Strophen unterschiedlicher Länge. Schiller nutzt hauptsächlich das Mittel der direkten Rede, um dem Räuber und dem lyrischen Ich eine Stimme zu geben. Metaphern wie „majestätischer Sünder“, „verderbende Pracht“ oder „Ewigkeit übergibt dich die Schande“ drücken die Ambivalenz aus, die das lyrische Ich gegenüber dem Räuber empfindet. Sein Verhalten wird verurteilt, doch gleichzeitig wird ihm eine überlegene und überwältigende Präsenz zugeschrieben.

Inhaltlich stellt das Gedicht eine Auseinandersetzung mit dem Charakter des Räubers dar, der zugleich als Sünder und majestätische Persönlichkeit dargestellt wird. Der Räuber scheint eine starke und faszinierende Figur zu sein, seine Taten sind jedoch bedroht von Vergessenheit und Schande. Das lyrische Ich spricht dem Räuber trotz dessen Vergehen eine Art Bewunderung zu – ein Hinweis auf die ambivalente Haltung, die Schiller in anderen Werken wie „Die Räuber“ gegenüber solchen Charakteren zeigt.

Im Gesamten lässt sich sagen, dass „Monument Moors des Räubers“ eine tiefgründige Interpretation des Bildes des Räubers darstellt. Schiller beleuchtet sowohl die faszinierende als auch die schockierende Seite solcher Charaktere und fordert den Leser damit implizit zur Reflexion über moralische Fragen auf.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Monument Moors des Räubers“ des Autors Friedrich Schiller. Geboren wurde Schiller im Jahr 1759 in Marbach am Neckar, Württemberg. Im Jahr 1782 ist das Gedicht entstanden. In Stuttgart ist der Text erschienen. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zu. Bei dem Schriftsteller Schiller handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang (häufig auch Geniezeit oder Genieperiode genannt) ist eine literarische Epoche, welche zwischen 1765 und 1790 existierte und an die Empfindsamkeit anknüpfte. Später ging sie in die Klassik über. Die wesentlichen Merkmale des Sturm und Drang lassen sich als ein Auflehnen oder Rebellieren gegen die Epoche der Aufklärung zusammenfassen. Das philosophische und literarische Leben in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und die Literatur sollten dadurch maßgeblich beeinflusst werden. Die Vertreter der Epoche des Sturm und Drang waren häufig junge Autoren im Alter zwischen zwanzig und dreißig Jahren, die sich gegen die vorherrschende Strömung der Aufklärung wandten. Die Autoren versuchten in den Dichtungen eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Nachahmung und Idealisierung von Schriftstellern aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die traditionellen Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit dem Hinwenden Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.

Die Epoche der Klassik beginnt nach heutiger Auffassung mit der Italienreise Goethes, die er im Jahr 1786 im Alter von 36 Jahren machte. Das Ende der Epoche wird auf 1832 datiert. In der Klassik wurde die Literatur durch Einflüsse der Französischen Revolution, die ziemlich zu Beginn der Epoche stattfand, entscheidend geprägt. In der Französischen Revolution setzten sich die Menschen dafür ein, dass für alle die gleichen Rechte gelten sollten. Literarisches Zentrum und Ausgangspunkt der Weimarer Klassik (kurz auch häufig einfach nur Klassik genannt) war Weimar. Humanität, Güte, Gerechtigkeit, Toleranz, Gewaltlosigkeit und Harmonie sind die wichtigsten Themen. Die Weimarer Klassik orientiert sich am antiken Kunstideal. Charakteristisch ist ein hohes Sprachniveau und eine reglementierte Sprache. Diese reglementierte Sprache verdeutlicht im Vergleich zum natürlichen Sprachideal der Literaturepoche des Sturm und Drang mit all seinen Derbheiten den Ausgleich zwischen Vernunft und Gefühl. Die Autoren haben in der Klassik auf Stil- und Gestaltungsmittel aus der Antike zurückgegriffen. Die Hauptvertreter der Klassik sind Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Einen künstlerischen Austausch im Sinne einer gemeinsamen Arbeit gab es jedoch nur zwischen Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe.

Das Gedicht besteht aus 60 Versen mit insgesamt 10 Strophen und umfasst dabei 290 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Friedrich Schiller sind „An die Sonne“, „An einen Moralisten“ und „Bacchus im Triller“. Zum Autor des Gedichtes „Monument Moors des Räubers“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 220 Gedichte vor.

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