Mond am Mittag von Christian Morgenstern

Der weite blaue Raum
im Mittagsonnenschein,
getrübt von keinem Flaum...
Der weiße Mond allein
 
geistert in hoher Ferne,
der Stern des Eloah,
der sich vom Sonnensterne
verbannte, um von da
 
des Logos Licht zu strahlen,
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bis daß er selber kam
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und in den dunklen Talen
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auf ewig Wohnung nahm...
 
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Der weite blaue Raum
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im Mittagsonnenschein,
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getrübt von keinem Flaum...
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Der weiße Mond allein
 
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geistert in hoher Ferne...
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Mond am Mittag“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
17
Anzahl Wörter
67
Entstehungsjahr
1914
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Christian Morgenstern, einem deutschen Dichter des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, der vor allem für seine humoristische und surrealistische Poesie bekannt ist. Das Werk kann in die Epoche des Symbolismus eingeordnet werden, die Morgensterns Schaffen prägte, obwohl er auch Elemente anderer Stile und Strömungen in seine Arbeit einfließen ließ.

Beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht einen fast meditativen Eindruck und eine starke visuelle Vorstellung. Das Gedicht zeichnet das Bild eines klaren, ungehinderten Himmels zur Mittagszeit, in dem der Mond, obwohl es Tag ist, immer noch sichtbar ist. Das mittägliche Licht ist so rein, dass es nur vom Mond getrübt wird.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich den weit und blau leuchtenden Himmel, der mittags im Sonnenschein erstrahlt. Es ist kein Wölkchen - von Morgenstern als „Flaum“ bezeichnet - zu sehen. Nur der Mond, der in der Ferne fast gespenstisch („geistert“) erscheint, steht im Kontrast zum Helligkeit des Tages. Es scheint, als ob der Mond sich von der Sonne, hier als „Sonnenstern“ bezeichnet, verbannt hat, um sein eigenes, milder wirkendes Licht, zu strahlen. Das lässt vermuten, dass das lyrische Ich den Mond als eine Art Boten oder Vorläufer für das „Logos Licht“ sieht, das mit dem Eintreten von Dunkelheit in Erscheinung tritt und dort seine ewige Bleibe hat.

Die Form des Gedichts ist in vier gleich gebaute Strophen eingeteilt. Jede Strophe hat vier Verse und die letzte Strophe besteht aus einem Vers, der die vorherige Idee wiederholt. Diese Wiederholung des ersten und letzten Verses betont die konstante Präsenz und die Unveränderlichkeit des beschriebenen Bildes.

Die Sprache des Gedichts ist reich an Bildern und Symbolen. Es besticht durch seine einfache, aber dennoch bildgewaltige Sprache. Morgenstern verwendet ungewöhnliche und symbolträchtige Ausdrücke wie „Eloah“, das ein hebräisches Wort für Gott ist, und „Logos Licht“, das als Ausdruck für die göttliche oder schöpferische Macht verstanden wird. Dies deutet auf Morgensterns spirituellen und philosophischen Hintergrund hin, der in vielen seiner Werke zum Ausdruck kommt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in „Mond am Mittag“ ein hoher Symbolgehalt und die malerische Sprachgebung im Vordergrund stehen. Durch seine Bildsprache und die philosophischen Anspielungen regt es zum Nachdenken an und zeigt auch die spirituelle Seite Morgensterns.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Mond am Mittag“ des Autors Christian Morgenstern. Morgenstern wurde im Jahr 1871 in München geboren. 1914 ist das Gedicht entstanden. In München ist der Text erschienen. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Morgenstern handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 17 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 67 Worte. Christian Morgenstern ist auch der Autor für Gedichte wie „Bundeslied der Galgenbrüder“, „Da nimm. Das laß ich dir zurück, o Welt“ und „Das Auge der Maus“. Zum Autor des Gedichtes „Mond am Mittag“ haben wir auf abi-pur.de weitere 189 Gedichte veröffentlicht.

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