Mittags von Paul Boldt

Jetzt ruht der Tag am Himmel wie ein Krake,
Des blasses Maul die Wälder überschwemmt.
Laubbäume zittern in dem Sonnenhemd,
Als ob der Park von hellen Flammen blake.
 
Die schwere Mühle rudert strahlumwellt
In glattem Takt, daß sie den Abend hebe;
Noch hält der leuchtende Kristall die Schwebe,
Der Azur aus dem leichten Lichte fällt.
 
Orangewolken mit zitterndem Bauch,
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Die nachts den Flächenblitz gebären sollen.
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Libellen flügeln, Falter, und verschollen
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Summen die Bienen in dem Bohnenstrauch.
 
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In deinen Adern glüht des Heliotrops
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Arom, gekühlt von süßerem Jasmin,
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Und durch die Nerven klingen Phantasien,
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Bizarre Phantasien Félicien Rops’.
 
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Im Walde schlägt der Keiler durstgequält
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Die hellen Zähne in das Holz der Kiefer.
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Die tote Schonung raucht wie heißer Schiefer,
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In dem der Nacht erstickter Atem schwält.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Mittags“

Autor
Paul Boldt
Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
125
Entstehungsjahr
1914
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das analysierte Gedicht trägt den Titel „Mittags“ und wurde von Paul Boldt geschrieben. Paul Boldt gehört dem Expressionismus an, einer Kunstströmung im 20. Jahrhundert, die sich durch eine besonders subjektive und metaphorische Darstellungsweise auszeichnet.

Beim ersten Eindruck fällt auf, dass das Gedicht in fünf Strophen zu jeweils vier Versen unterteilt ist, wobei lebendige und starke Bilder genutzt werden, um die Mittagszeit und die damit verbundene Atmosphäre zu beschreiben.

Der Inhalt des Gedichtes lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Das lyrische Ich beschreibt die Mittagssonne und die Natur um sich herum. Es beobachtet die Wälder, den Himmel, die Bäume und die Tiere. Dabei ruft die Mittagssonne unterschiedliche Reaktionen und Empfindungen in der Natur hervor, was durch eine Vielzahl von Vorgängen und Ereignissen veranschaulicht wird. Das lyrische Ich fühlt sich sogar so stark von der Umgebung beeinflusst, dass es von aromatischen Empfindungen und Phantasien durchdrungen wird.

Die Aussage des lyrischen Ichs lässt sich als intensive Wahrnehmung und vielleicht sogar Ehrfurcht vor der Kraft der Natur und der Sonne interpretieren. Es wird die Schönheit, aber auch die Gewalt der Natur betont.

Form und Sprache des Gedichts sind geprägt von dem für den Expressionismus typischen starken Ausdruck und lebendigen Bildern. Es werden viele Metaphern verwendet, zum Beispiel wird der Tag als Krake beschrieben, die Mühle rudert, und der Keiler schlägt seine Zähne ins Holz. Die Sprache ist reich an starken und teils ungewöhnlichen Adjektiven, wie „strahlumwellt“ oder „durstgequält“. Das Gedicht hat keinen Reim, was die Freiheit und Subjektivität der expressionistischen Dichtung unterstreicht. Schließlich lässt die Erwähnung von Félicien Rops auf dessen Einfluss auf den Dichter schließen, da Rops für seine oftmals morbiden und sinnlichen Darstellungen bekannt ist.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Mittags“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Paul Boldt. Im Jahr 1885 wurde Boldt in Christfelde bei Preußisch-Friedland (Westpreußen) geboren. 1914 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Leipzig. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 125 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Die Gedichte „Andere Jüdin“, „Berlin“ und „Berliner Abend“ sind weitere Werke des Autors Paul Boldt. Zum Autor des Gedichtes „Mittags“ haben wir auf abi-pur.de weitere 49 Gedichte veröffentlicht.

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