Mitleid von Ada Christen
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Vergieb mir, daß der Schmerz aus alten Tagen |
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Das kranke Herz mir konnte wild verbittern |
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Und seine rührend kindlich-bangen Klagen |
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In heiser-schrilles Lachen mir zersplittern. |
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Ich liebte Dich und wähnte Dich zu hassen, |
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Als all’ die Andern Dir zu Füßen lagen; |
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Nun da Du alt geworden und verlassen, |
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Erfasset mich ein unerklärbar Zagen. |
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O würdest Du wie einst, voll trotz’gem Wagen, |
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Voll Jugend-Uebermuth mein Herz zerfleischen, |
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Viel leichter als die Blicke würd’ ich’s tragen, |
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Die unbewußt nur tiefes Mitleid heischen. |
Details zum Gedicht „Mitleid“
Ada Christen
3
12
82
1870
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Mitleid“ stammt von der österreichischen Schriftstellerin Ada Christen, die von 1839 bis 1901 lebte. Damit ist sie der literarischen Epoche des Realismus zuzuordnen, wobei ihre Werke oft soziale Probleme thematisierten und sie häufig als Vertreterin der Frauenliteratur gesehen wird.
Betrachtet man das Gedicht auf den ersten Blick, fällt die intensive Emotionalität und die dramatische Ausdruckskraft auf. Es ist von tiefem, inneren Konflikt und Leid geprägt, das durch starke Sprachbilder vermittelt wird.
Inhaltlich handelt das Gedicht von Liebe, Schmerz, Reue und Mitleid. Das lyrische Ich spricht einen unbekannten Du an und bittet um Verzeihung für seine Gefühle, die aus altem Schmerz hervorgegangen sind. Auch wenn das lyrische Ich eine Zeit lang vorgetäuscht hat, das Du zu hassen, offenbart sich jetzt, wo das Du alt und alleine ist, die noch immer bestehende Liebe. Dabei weckt das Anblick des einsamen und alternden Du Mitleid und Besorgnis im lyrischen Ich. Es sehnt sich aber zugleich chronisch nach der turbulenten Vergangenheit zurück.
Für die Form und Sprache des Gedichtes charakteristisch sind die Vierzeiler und die traditionelle Versform. Es gibt klar strukturierte Strophen mit je vier Versen. Die Reimstruktur ist abwechselnd A-B-A-B. Sprachlich auffällig sind die starken Emotionen, die durch emotionale Sprache und Metaphorik ausgedrückt werden. Es gibt eine Fülle an Bildern und Vergleichen, durch die Emotionen und Zustände plastisch und greifbar gemacht werden. Es gibt viele Widersprüche und Antithesen, die den emotionalen Konflikt des lyrischen Ichs widerspiegeln. Insgesamt ist die Sprache sehr expressiv und intensiv. Die Wahl des Wortschatzes und die Syntax unterstreichen die emotionale Tiefe und den dramatischen Charakter des Gedichts.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Ada Christens „Mitleid“ ein intensives und emotional geladenes Gedicht ist, das die innere Zerrissenheit, Konflikte und die Tiefe menschlicher Emotionen anschaulich darstellt.
Weitere Informationen
Ada Christen ist die Autorin des Gedichtes „Mitleid“. 1839 wurde Christen in Wien geboren. 1870 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Hamburg. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 82 Worte. Die Dichterin Ada Christen ist auch die Autorin für Gedichte wie „Allein!“, „Alte Feinde“ und „Altes Lied“. Zur Autorin des Gedichtes „Mitleid“ haben wir auf abi-pur.de weitere 81 Gedichte veröffentlicht.
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