Mit einem gemahlten Band von Johann Wolfgang von Goethe

Kleine Blumen, kleine Blätter
Streuen mir mit leichter Hand
Gute junge Frühlings-Götter
Tändelnd auf ein luftig Band.
 
Zephyr, nimm’s auf deine Flügel,
Schling’s um meiner Liebsten Kleid;
Und so tritt sie vor den Spiegel
All in ihrer Munterkeit.
 
Sieht mit Rosen sich umgeben,
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Selbst wie eine Rose jung.
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Einen Blick, geliebtes Leben!
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Und ich bin belohnt genung.
 
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Fühle, was dieß Herz empfindet,
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Reiche frei mir deine Hand,
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Und das Band, das uns verbindet,
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Sey kein schwaches Rosenband!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Mit einem gemahlten Band“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
79
Entstehungsjahr
1770/71
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das vorgelegte Gedicht „Mit einem gemahlten Band“ wurde von Johann Wolfgang von Goethe, einem der wichtigsten Vertreter der Weimarer Klassik, verfasst. Goethe lebte von 1749 bis 1832, das Gedicht selbst lässt sich jedoch nicht genau datieren. Angesichts des Stils und Themas könnte es während seiner literarisch produktivsten Phase, zwischen dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert, verfasst worden sein.

Der erste Eindruck des Gedichts ist stark von der romantischen und idyllischen Stimmung geprägt, die durch die liebevollen Beschreibungen von Frühlingsblumen, der geliebten Frau und der zarten Gefühle des lyrischen Ichs erzeugt wird. Das Gedicht fängt die Freude und Aufgeregtheit ein, die mit neu entflammter Liebe und der Erneuerung des Frühlings einhergehen.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um die Zuneigung und Liebe des lyrischen Ichs zu einer Frau, welche durch symbolträchtige Bilder und Handlungen zum Ausdruck gebracht wird. In der ersten Strophe sprechen die „Frühlings-Götter“, die „kleine Blumen, kleine Blätter“ auf ein leichtes Band streuen. Dieses Band wird vom Wind (Zephyr) genommen und um das Kleid der Geliebten gewickelt (Strophe 2), sodass sie, wenn sie sich im Spiegel betrachtet, sich umgeben von Rosen sieht, die ihre Jugend und Schönheit symbolisieren (Strophe 3). Das lyrische Ich wünscht sich nun, dass diese Geliebte seine Gefühle versteht und teilt und dass das Band, das sie verbindet, kein schwaches Rosenband (also nicht flüchtig und vergänglich), sondern ein stärkeres und dauerhaftes Band der Liebe und Zuneigung ist (Strophe 4).

Das Gedicht besteht aus vier Strophen mit jeweils vier Versen. Es folgt kein festes Reimschema, doch sind Reime in den Verspaaren zu finden, die teils durch End- und Binnenreime charakterisiert sind. Die Sprache ist einfach, aber bildreich und mit vielen natürlichen und floralen Metaphern und Symbolen durchsetzt, die typisch für die Romantik und die Naturverbundenheit der Weimarer Klassik sind. Die formalen und stilistischen Elemente unterstützen die romantische und gefühlsbetonte Aussage des lyrischen Ichs und tragen zur atmosphärischen Dichte des Gedichts bei.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Mit einem gemahlten Band“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Wolfgang von Goethe. Der Autor Johann Wolfgang von Goethe wurde 1749 in Frankfurt am Main geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 7071 zurück. Erschienen ist der Text in Stuttgart und Tübingen. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zu. Der Schriftsteller Goethe ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Die Epoche des Sturm und Drang reicht zeitlich etwa von 1765 bis 1790. Sie ist eine Strömung innerhalb der Aufklärung (1720–1790) und überschneidet sich teilweise mit der Epoche der Empfindsamkeit (1740–1790) und ihren Merkmalen. Häufig wird die Epoche des Sturm und Drang auch als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet. Die Klassik knüpft an die Literaturepoche des Sturm und Drang an. Die wesentlichen Merkmale des Sturm und Drang lassen sich als ein Rebellieren oder Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung zusammenfassen. Das literarische und philosophische Leben in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und die Literatur sollten dadurch maßgeblich beeinflusst werden. Die Autoren der Epoche des Sturm und Drangs waren häufig unter 30 Jahre alt. In den Gedichten wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Aber dennoch wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Goethe, Schiller und die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.

Die Weimarer Klassik war geprägt durch die Französische Revolution mit ihren Forderungen nach Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit. Der Kampf um eine Verfassung, die revolutionäre Diktatur unter Robespierre und der darauffolgende Bonapartismus führten zu den Grundstrukturen des 19. Jahrhundert (Nationalismus, Liberalismus und Imperialismus). Die Literaturepoche der Weimarer Klassik lässt sich zeitlich mit Goethes Italienreise im Jahr 1786 und mit Goethes Tod 1832 eingrenzen. Wie der Name bereits verrät, liegen das literarische Zentrum und der Ausgangspunkt der Weimarer Klassik, die auch kurz Klassik genannt wird, in Weimar. Teilweise wird auch Jena als ein weiteres Zentrum der Literaturepoche angesehen. Die Klassik orientiert sich an traditionellen Vorbildern aus der Antike. Sie strebt nach Harmonie ganz im Gegensatz zur Epoche der Aufklärung und des Sturm und Drangs. Ein hohes Sprachniveau ist für die Werke der Weimarer Klassik kennzeichnend. Während man in der Epoche des Sturm und Drangs die natürliche Sprache wiedergeben wollte, stößt man in der Weimarer Klassik auf eine reglementierte Sprache. Die wichtigen Dichter der Klassik sind: Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried von Herder.

Das 79 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere Werke des Dichters Johann Wolfgang von Goethe sind „Amytnas“, „An Annetten“ und „An Belinden“. Zum Autor des Gedichtes „Mit einem gemahlten Band“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 1618 Gedichte vor.

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