Menschheit von Georg Trakl

Menschheit vor Feuerschlünden aufgestellt,
Ein Trommelwirbel, dunkler Krieger Stirnen,
Schritte durch Blutnebel; schwarzes Eisen schellt,
Verzweiflung, Nacht in traurigen Gehirnen:
Hier Evas Schatten, Jagd und rotes Geld.
Gewölk, das Licht durchbricht, das Abendmahl.
Es wohnt in Brot und Wein ein sanftes Schweigen
Und jene sind versammelt zwölf an Zahl.
Nachts schrein im Schlaf sie unter Ölbaumzweigen;
10 
Sankt Thomas taucht die Hand ins Wundenmal.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Menschheit“

Autor
Georg Trakl
Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
63
Entstehungsjahr
1913
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Menschheit“ wurde von Georg Trakl, einem österreichischen Dichter des Expressionismus, verfasst und lässt sich in die Zeit kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs einordnen, da Trakl 1914 verstarb.

Der erste Eindruck des Gedichts ist düster und bedrohlich – das vielschichtige Szenario ist geprägt von Kriegsbildern, Angst und Verzweiflung.

Der Inhalt des Gedichts kann wie folgt zusammengefasst werden: Zu Beginn stellt Trakl das Bild einer Menschheit auf, die vor den „Feuerschlünden“, also vor den Auswirkungen von Krieg und Zerstörung, steht. Es folgen Beschreibungen von Kriegstreiben und Verzweiflung. Im fünften Vers wird auf die biblische Figur Eva verwiesen, was auf eine grundsätzliche Schuld der Menschheit an ihrer Situation hindeuten könnte. Der zweite Teil des Gedichts erinnert an das letzte Abendmahl Jesus und seine Jünger, was auf Opfer und Erlösung verweisen könnte. Die letzten Verse erinnern an die tragische Figur des ungläubigen Thomas, der zur Bestätigung von Jesu Auferstehung seine Hand in dessen Wunden legt – ein Bild möglicherweise für die Notwendigkeit des direkten Erlebens des Leids, um Veränderung zu bewirken.

Das lyrische Ich agiert in diesem Gedicht eher als Beobachter, der die Szenerie mit teils biblischen, teils realistischen Bildern schildert. Es scheint auf eine Kritik an der Menschheit und ihren selbstgemachten Leiden hinauszulaufen, bietet aber auch einen möglichen Ausweg durch das direkte Konfrontieren und Akzeptieren des Leids.

Das Gedicht folgt keiner klassischen Versform oder einem strengen Reimschema, die Sprache ist vielschichtig und bildhaft. Trakl nutzt in der ersten Hälfte vorwiegend dunkle, kriegerische Bilder, während in der zweiten Hälfte eher sanfte, religiös aufgeladene Bilder verwendet werden. Dies könnte eine Dynamik von Leid und möglicher Erlösung andeuten. Die kraftvollen und doch subtilen Bilder erzeugen eine Spannung, die das gesamte Gedicht durchzieht und zum Nachdenken anregt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Menschheit“ ist Georg Trakl. Geboren wurde Trakl im Jahr 1887 in Salzburg. Das Gedicht ist im Jahr 1913 entstanden. Leipzig ist der Erscheinungsort des Textes. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Expressionismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Trakl handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 10 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 63 Worte. Der Dichter Georg Trakl ist auch der Autor für Gedichte wie „Der Spaziergang“, „Die Bauern“ und „Die Raben“. Zum Autor des Gedichtes „Menschheit“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 60 Gedichte vor.

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