Mene – Tekel! von Ada Christen
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Sitt’ge Mienen, weiße Schminke, |
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Greller Diamantenglanz, |
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Halbverhüllte üpp’ge Glieder |
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Und ein vornehm-freier Tanz. |
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Tief gesenkte keusche Augen, |
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Auf den Lippen lockern Scherz |
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Und französisch-seichte Phrasen, |
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In der Brust ein leeres Herz; |
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Schlaffe Züge, welke Lippen, |
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Näselnd, läppisch-träger Ton, |
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Pferd und Hunde ihre ganze |
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Wissenschaft und Passion! |
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Und das lebt so geistverachtend, |
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Selbstgenügend, sorglos hin, |
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Flammt auch auf den gold’nen Wänden: |
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Mene – Tekel – Upharsin! – |
Details zum Gedicht „Mene – Tekel!“
Ada Christen
4
16
66
1870
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Mene – Tekel!“ wurde von Ada Christen verfasst, einer österreichischen Schriftstellerin, die von 1839 bis 1901 lebte. Ihre künstlerische Schaffenszeit fällt somit in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, präziser in das Biedermeier und die Gründerzeit.
Beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht den Eindruck einer Gesellschaftskritik. Es scheint, als würde das lyrische Ich eine oberflächliche, materialistische und spirituell leere Gesellschaft beschreiben und kritisieren.
Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich eine Reihe von Szenen und Charakteristika, die eine Gesellschaft voller Schein und Verstellung skizzieren: Weiße Schminke und blendende Diamanten, halbverhüllte Körper in freiem Tanz, verspielte Gespräche, die emotionale Leere verbergen, eine Obsession für Tiere und materielle Dinge und eine generelle Verachtung für intellektuelle und spirituelle Werte. Diese Kritik gipfelt in der finalen Referenz zu „Mene – Tekel – Upharsin“, einem biblischen Ausdruck, der ein göttliches Gericht und den Fall eines Königreichs prophezeit.
Formal betrachtet besteht das Gedicht aus vier Strophen mit jeweils vier Versen. Jeder Vers ist ziemlich kurz und prägnant, was zu einem scharfen und direkten Ton führt. Sprachlich ist das Gedicht ebenso kraftvoll wie eindringlich. Christen bedient sich einer klaren, bildhaften und emotional aufgeladenen Sprache, um ihre Gesellschaftskritik zu artikulieren. Ihre Wortwahl ist scharf und entlarvend, sie geht von körperlichen Beschreibungen wie „schlaffe Züge, welke Lippen“, über klare gesellschaftliche Zustandsbeschreibungen wie „geistverachtend, selbstgenügend“ bis hin zu religiöse Aspekte „Mene – Tekel – Upharsin“.
Zusammenfassend könnte man sagen, dass „Mene – Tekel!“ eine scharfe Kritik an der Oberflächlichkeit und den falschen Prioritäten in der Gesellschaft darstellt. Darüber hinaus warnt es vor den möglichen Konsequenzen einer solchen Lebensweise und einer mangelnden spirituellen und moralischen Orientierung.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Mene – Tekel!“ der Autorin Ada Christen. Im Jahr 1839 wurde Christen in Wien geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1870 zurück. Hamburg ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das vorliegende Gedicht umfasst 66 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Weitere bekannte Gedichte der Autorin Ada Christen sind „Am Teich“, „Asche“ und „Auf Ruinen“. Zur Autorin des Gedichtes „Mene – Tekel!“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 81 Gedichte vor.
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