Melancholie des Abends von Georg Trakl

– Der Wald, der sich verstorben breitet –
Und Schatten sind um ihn, wie Hecken.
Das Wild kommt zitternd aus Verstecken,
Indes ein Bach ganz leise gleitet
 
Und Farnen folgt und alten Steinen
Und silbern glänzt aus Laubgewinden.
Man hört ihn bald in schwarzen Schlünden –
Vielleicht, daß auch schon Sterne scheinen.
 
Der dunkle Plan scheint ohne Massen,
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Verstreute Dörfer, Sumpf und Weiher,
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Und etwas täuscht dir vor ein Feuer.
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Ein kalter Glanz huscht über Straßen.
 
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Am Himmel ahnet man Bewegung,
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Ein Heer von wilden Vögeln wandern
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Nach jenen Ländern, schönen, andern.
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Es steigt und sinkt des Rohres Regung.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Melancholie des Abends“

Autor
Georg Trakl
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
96
Entstehungsjahr
1913
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das übermittelte Gedicht ist von dem österreichischen Expressionisten Georg Trakl und wurde vermutlich in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg verfasst, da der Autor 1914 verstarb.

Beim ersten Lesen hinterlässt das Gedicht einen melancholischen und stillen Eindruck. Man bekommt einen starken Sinn für Natur, Abenddämmerung und Isolation, was durch die häufige Erwähnung von Elementen wie Wald, Wild, Bach und Himmel unterstrichen wird.

Inhaltlich kann das Gedicht dahingehend interpretiert werden, dass das lyrische Ich die Stimmung und den Wechsel der Szene in einem Wald während des Übergangs vom Tag zur Nacht schildert. Der Wald wird zunächst als „verstorben“ beschrieben - vermutlich eine Metapher für die Stille und Ruhe, die sich mit der Dämmerung einstellt. Der Bach, der leise gleitet, die Tiere, die zitternd aus ihren Verstecken kommen, die Sterne, die möglicherweise schon scheinen – sie alle vermitteln eine Stimmung der Ruhe, Desolation und Einsamkeit. Die Schilderung der Wildvögel, die nach anderen, schönen Ländern wandern, könnte das Gefühl der Sehnsucht und der Unzufriedenheit mit der Gegenwart repräsentieren.

Formal besteht das Gedicht aus vier Vierzeilen-Strophen und folgt somit einem strengen formalen Muster. Die Sprache ist bildreich und es wird viel mit Metaphern und Vergleichen gearbeitet, was typisch für die expressionistische Dichtung ist. Gleichzeitig ist die Sprache klar und verständlich, ohne Verwendung von fremden Wörtern oder komplexen Satzstrukturen.

Insgesamt erzählt Trakls „Melancholie des Abends“ von der Einsamkeit und Sehnsucht, die die Einsamkeit eines Waldes in der Dämmerung hervorrufen kann und verwendet hierbei eine respektvoll beschreibende und gleichzeitig emotional fesselnde Sprache.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Melancholie des Abends“ des Autors Georg Trakl. Trakl wurde im Jahr 1887 in Salzburg geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1913 entstanden. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Expressionismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Trakl handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 96 Worte. Weitere Werke des Dichters Georg Trakl sind „Die Ratten“, „Die junge Magd“ und „Die schöne Stadt“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Melancholie des Abends“ weitere 60 Gedichte vor.

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