Melancholie von Georg Trakl

Bläuliche Schatten. O ihr dunklen Augen,
Die lang mich anschaun im Vorübergleiten.
Guitarrenklänge sanft den Herbst begleiten
Im Garten, aufgelöst in braunen Laugen.
Des Todes ernste Düsternis bereiten
Nymphische Hände, an roten Brüsten saugen
Verfallne Lippen und in schwarzen Laugen
Des Sonnenjünglings feuchte Locken gleiten.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Melancholie“

Autor
Georg Trakl
Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
45
Entstehungsjahr
1913
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Melancholie“ wurde von dem österreichischen Expressionisten Georg Trakl verfasst, der von 1887 bis 1914 lebte. Trakl gehört zur expressionistischen Bewegung der europäischen Lyrik, die Anfang des 20. Jahrhunderts ihren Höhepunkt erreichte.

Beim ersten Lesen fällt eine düster-melancholische Stimmung auf, die das Gedicht beherrscht. Es evoziert Bilder dunkler Schatten und verschwimmender Übergänge, sowohl in den Natur- als auch in den menschlichen Elementen, die es darstellt.

Das lyrische Ich reflektiert über seinen Lebenszustand und den ihm gegenüberstehenden düsteren Aspekt des Todes. Es findet sich in einem Zustand tiefer Traurigkeit und Melancholie und auf eine Art Einsamkeit, die durch die Anwesenheit Anderer nur betont wird. Trakl verwendet erkennbare Metaphern, um sowohl die äußere Welt des lyrischen Ichs - den Garten, die Jahreszeit, die herbstlichen Farben - als auch seine innere Welt - seine Wahrnehmungen, seine Stimmungen und Gefühle - darzustellen.

Dabei wird eine intensive Stimmung von Verlust und Vergehen durch starke Kontraste zwischen hell und dunkel, Leben und Tod, Jugend und Alter geschaffen. Insbesondere die Verwendung der Farbe Blau zu Beginn des Gedichts, verbunden mit Schatten und Dunkelheit, steht symbolisch für Melancholie und Traurigkeit.

Die Form des Gedichts ist gekennzeichnet durch das Fehlen eines erkennbaren Reimschemas oder einer konstanten Metrik, was typisch ist für die expressionistische Poesie und die freie Entfaltung des Selbstausdrucks betont. Der Einsatz von Alliterationen und Halbreimen verleihen dem Text einen Rhythmus und unterstützen die Atmosphäre der Melancholie und des Vergehens.

Die Sprache des Gedichts ist symbolisch und metaphorisch geprägt. Worte und Begriffe wie „Tod“, „Nymphen“, „Sonnenjüngling“ und „Verfall“ sind mythologische Anspielungen und verleihen der Lyrik eine tiefere, oft düstere Bedeutung.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Melancholie“ ein Gedicht von Georg Trakl ist, das die tiefe existenzielle Angst und Traurigkeit des lyrischen Ichs in starken Bildern und Symbolren zum Ausdruck bringt. Es ist ein Zeugnis expressionistischer Poesie, das den inneren Kampf des lyrischen Ichs vor dem Hintergrund des unaufhaltsamen Flusses von Zeit und Vergänglichkeit darstellt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Melancholie“ des Autors Georg Trakl. Im Jahr 1887 wurde Trakl in Salzburg geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1913. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Expressionismus zugeordnet werden. Der Schriftsteller Trakl ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 45 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 8 Versen mit nur einer Strophe. Weitere Werke des Dichters Georg Trakl sind „An den Knaben Elis“, „De profundis“ und „Der Gewitterabend“. Zum Autor des Gedichtes „Melancholie“ haben wir auf abi-pur.de weitere 60 Gedichte veröffentlicht.

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Das Video mit dem Titel „Melancholie von Georg Trakl, von Ole Irenäus Wieröd vorgetragen“ wurde auf YouTube veröffentlicht. Unter Umständen sind 2 Klicks auf den Play-Button erforderlich um das Video zu starten.

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