Melancholie von Otfried Krzyzanowski

Ein nacktes Jungfräulein hängt
An einem Galgen: das Blut, das von Mund und Nase
Und sonst herunter geflossen, bildet im Rasen
Eine rote Lache, die mählich schwarz gerinnt
So wie das Blut der lehmigen Pfützen umher
Mit der sterbenden Abendröte vergeht.
Sie sind: die Pfützen, die Augen der Dämmerung.
Doch gegen das weiße ungeküßte Knie des Weibes
Fliegt ein Rabe: Wie unmelodisch
10 
Ein Rabenflügel sich gegen den Rasen zeichnet
11 
Ehe die Dämmerung ganz herein ist.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Melancholie“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
11
Anzahl Wörter
75
Entstehungsjahr
nach 1902
Epoche
Moderne,
Expressionismus,
Avantgarde / Dadaismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Melancholie“ ist von Otfried Krzyzanowski, einem deutschen Dichter, der Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts lebte. Der Zeitraum seiner künstlerischen Aktivität weist auf eine mögliche Einordnung in die Epoche des Expressionismus hin.

Der erste Eindruck dieses Gedichts ist düster und melancholisch, dieser Eindruck wird durch Wörter und Bilder, die von Tod, Dunkelheit und Verfall sprechen, geprägt.

Im Inhalt geht es offensichtlich um die Darstellung eines sterbenden oder toten Mädchens, dessen Blut auf dem Rasen eine dunkle Lache bildet und dessen Sterben mit dem Untergang der Abendröte und dem Eintreffen der Dämmerung verglichen wird. Ein Rabe, in der Literatur oft ein unheilbringender Botschafter, fliegt auf das Mädchen zu. Das lyrische Ich schildert diese Szene in einer sehr plastischen, bildhaften Sprache und scheint mit der Darstellung der Vergänglichkeit und des Todes konfrontiert zu sein.

Die Form des Gedichts ist frei und ohne Reim. Die elf Verse sind in einer einzigen Strophe zusammengefasst. Es gibt keine klassische Metrik oder ein festes Reimschema. Diese Freiheit in der Form passt zur Thematik des Todes und der Vergänglichkeit, die ebenso ungeordnet und chaotisch erscheinen kann wie das Gedicht selbst.

Die Sprache des Gedichts ist sehr plastisch und bildhaft. Die Metaphern und Vergleiche, wie der Vergleich der roten Blutlache mit der sterbenden Abendröte und der Dämmerung, erwecken ein starkes sinnliches Erlebnis beim Leser. Das Gedicht ist eher in einer formalen, gehobenen Sprache verfasst.

Zusammenfassend kann man sagen, dass dieses Gedicht ein düsteres und zugleich faszinierendes Bild des Todes und der Vergänglichkeit zeichnet, das typisch für die expressionistische Dichtung ist. Es zeigt die Konfrontation des lyrischen Ichs mit der Endlichkeit des Lebens und der unausweichlichen Dunkelheit, die den Tag – und das Leben – beendet.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Melancholie“ ist Otfried Krzyzanowski. Krzyzanowski wurde im Jahr 1886 in Starnberg geboren. Im Zeitraum zwischen 1902 und 1918 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zuordnen. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das vorliegende Gedicht umfasst 75 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 11 Versen. Weitere Werke des Dichters Otfried Krzyzanowski sind „Abend“, „Abend“ und „Abschied“. Zum Autor des Gedichtes „Melancholie“ haben wir auf abi-pur.de weitere 37 Gedichte veröffentlicht.

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