Meine erste Liebe? von Joachim Ringelnatz

Erste Liebe? Ach, ein Wüstling, dessen
Herz so wahllos ist wie meins, so weit,
Hat die erste Liebe längst vergessen,
Und ihn intressiert nur seine Zeit.
 
Meine letzte Liebe zu beschreiben,
Wäre just so leicht wie indiskret.
Außerdem? Wird sie die letzte bleiben,
Bis ihr Name in der „Woche“ steht?
 
Meine Abenteuer in der Minne
10 
Müssen sehr gedrängt gewesen sein.
11 
Wenn ich auf das erste mich besinne,
12 
Fällt mir immer noch ein früh’res ein.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Meine erste Liebe?“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
75
Entstehungsjahr
1928
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Meine erste Liebe?“ wurde von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettist, geschrieben. Ringelnatz lebte von 1883 bis 1934, die Zeit, in der er seine Werke schrieb, fällt also in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, genauer gesagt würden wir die Weimarer Republik als den geschichtlichen Kontext betrachten.

Beim ersten Lesen des Gedichts bemerkt man sofort das Thema der Liebe – oder genauer gesagt das Thema vergangener Lieben. Das lyrische Ich reflektiert seine Erfahrungen in Bezug auf Beziehungen und zeigt eine gewisse Desillusionierung oder Resignation.

Inhaltlich gibt das lyrische Ich zu, dass es seine erste Liebe schon lange vergessen hat, da es sich nur für seine eigene Gegenwart interessiert. Bei der Erwähnung der „letzten Liebe“ bringt das lyrische Ich zum Ausdruck, dass es vielleicht nicht angemessen ist, über sie zu sprechen und stellt in Frage, ob sie überhaupt die letzte sein wird - vielleicht bis ihr Name in der 'Woche' steht, was vermutlich auf einen Todesfall hindeutet. In der letzten Strophe schließlich gesteht das lyrische Ich ein, dass seine Liebesabenteuer zahlreich und hektisch waren, so dass es sich kaum an das erste erinnern kann, ohne dass ihm ein noch früheres einfällt.

Das Gedicht hat eine klare Struktur mit drei Strophen, von denen jede den Fokus auf eine andere Liebe des lyrischen Ichs legt. Die Sprache ist eher schlicht und direkt, es gibt keinen reichhaltigen Einsatz von metaphorischen Bildern oder symbolischen Anspielungen.

In Bezug auf die Botschaft des Gedichts ist es möglich, dass Ringelnatz das transiente und flüchtige Wesen von Beziehungen hervorhebt. Es vermittelt eine fatalistische Perspektive auf Liebe, wo sie nur als vorübergehende Ablenkungen in der Zeitleiste des Lebens zu dienen scheinen. Es kann auch als eine Art Selbstkritik des lyrischen Ichs gesehen werden, das sein wahlloses und gedankenloses Verhalten in der Liebe betrachtet.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Meine erste Liebe?“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. Der Autor Joachim Ringelnatz wurde 1883 in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1928 zurück. In Berlin ist der Text erschienen. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das 75 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „Alone“, „Alte Winkelmauer“ und „Alter Mann spricht junges Mädchen an“. Zum Autor des Gedichtes „Meine erste Liebe?“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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