Meine Schuhsohlen von Joachim Ringelnatz

Sie waren mir immer nah,
Obwohl ich sie selten sah,
Die Sohlen meiner Schuhe.
 
Sie waren meinen Fußsohlen hold.
 
An ihnen klebt ewige Unruhe,
Und Dreck und Blut und vielleicht sogar Gold.
 
Sie haben sich aufgerieben
Für mich und sahen so selten das Licht.
 
Wer seine Sohlen nicht lieben
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Kann, liebt auch die Seelen nicht.
 
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Mir ist seit einigen Tagen
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Das Herz so schwer.
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Ich muß meine Sohlen zum Schuster tragen,
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Sonst tragen sie mich nicht mehr.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Meine Schuhsohlen“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
77
Entstehungsjahr
1933
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Joachim Ringelnatz, ein deutscher Schriftsteller und Kabarettist, der 1883 geboren wurde und 1934 starb. Das Gedicht entstammt somit der Epoche der Moderne, die von ca. 1890 bis 1945 andauerte.

Auf den ersten Eindruck erscheint das Gedicht humorvoll und spielerisch, den typischen Zeichen des Humors, der Ringelnatz' Werke charakterisiert. Es erzählt von der engen Beziehung zwischen dem lyrischen Ich und seinen Schuhsohlen.

In einfachen Worten handelt das Gedicht von der Rolle und Bedeutung der Schuhsohlen im Leben des lyrischen Ichs. Das lyrische Ich personifiziert seine Schuhsohlen und spricht von ihnen fast liebevoll. Sie sind ihm stets nahe, auch wenn er sie selten sieht. Sie tragen Spuren seines Lebenswegs - Unruhe, Schmutz, Blut und möglicherweise Gold. Sie haben sich für ihn abgerieben und sahen selten das Licht (bedingt durch die Tatsache, dass sie unter den Füßen versteckt sind und den Boden berühren).

Das lyrische Ich bringt seine Wertschätzung für seine Schuhsohlen zum Ausdruck und stellt einen Vergleich zwischen den Sohlen und den Seelen her: Wer seine Sohlen nicht lieben kann, kann auch die Seelen nicht lieben. Zum Schluss bringt das lyrische Ich seine Sorge zum Ausdruck, dass seine Sohlen abgenutzt sind und er sie zum Schuster bringen muss.

Die Sprache des Gedichts ist einfach und verständlich, geprägt von der klaren, direkten und humorvollen Art, die Ringelnatz' Stil kennzeichnet. Das Gedicht besteht aus sechs Strophen, die in ihrer Verszahl variieren. Die Metrik und das Reimschema sind nicht festgelegt, was typisch für die Gedichte der Moderne ist, in der traditionelle Formen oft aufgebrochen wurden.

In Bezug auf den Inhalt könnte man interpretieren, dass das lyrische Ich hier die Sohlen als Metapher für das Leben und die Lebenserfahrungen nutzt - sie sind ständig in Bewegung, tragen Spuren von Erfahrungen und Erlebnissen, werden abgenutzt und müssen schließlich „repariert“ werden. Die Anerkennung und Wertschätzung der Sohlen könnte als Plädoyer für die Akzeptanz und Wertschätzung des eigenen Lebenswegs, mit all seinen Hochs und Tiefs, gelesen werden.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Meine Schuhsohlen“ ist Joachim Ringelnatz. 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Im Jahr 1933 ist das Gedicht entstanden. In Berlin ist der Text erschienen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 77 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abschiedsworte an Pellka“, „Afrikanisches Duell“ und „Alone“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Meine Schuhsohlen“ weitere 560 Gedichte vor.

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