Meine Musca Domestica von Joachim Ringelnatz
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Auch tief darf sie leben, |
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Meine Stubenfliege in der Winterzeit. |
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Alle Sauberkeit |
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Darf sie schwarz verkleben. |
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Was mag sie denken? |
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Was mag sie lenken, |
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Wenn sie scheinbar sinnlos auf dem Frühstückstisch |
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Zwischen Braten, Käse, Milch und Fisch |
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Immer unbehelligt flugwirr flieht, |
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Aber plötzlich einen Tischtuchfleck beehrt, |
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Wo kein Mensch etwas Besonderes sieht? |
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Ist ein Krümelchen wohl eines Totschlags wert!? |
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Mag sie meinetwegen |
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Ihre Eier legen |
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Wann, wohin und wieviel ihr beliebt! |
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Immer noch studiere |
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Ich am kleinsten Tiere: |
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Welche himmelhohen Rätsel es gibt. |
Details zum Gedicht „Meine Musca Domestica“
Joachim Ringelnatz
5
18
83
1933
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Meine Musca Domestica“ stammt von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Autor und Kabarettist, der von 1883 bis 1934 lebte. Er veröffentlichte dieses Werk vermutlich in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts.
Bereits beim ersten Lesen fällt auf, dass das lyrische Ich paradoxerweise tiefgründige Gedanken und philosophische Betrachtungen mit einem vermeintlich trivialen Subjekt - einer Stubenfliege - verbindet. Durch diese ungewöhnliche Kombination zieht Ringelnatz die Aufmerksamkeit des Lesers auf sich und regt zum Nachdenken an.
Inhaltlich fokussiert das Gedicht das Dasein einer Stubenfliege im Winter sowie ihre offensichtlich sinnlose Bemühung, von Essen zu Essen zu fliegen. Eine besondere Bedeutung scheint der Fliege dabei zuzukommen, denn das lyrische Ich betrachtet sie aufmerksam und spekuliert über ihre Gedanken und Motive. Trotz ihrer vermeintlichen Trivialität, Unreinheit und Unordnung - sie darf sogar „alle Sauberkeit schwarz verkleben“ - wird die Fliege von dem lyrischen Ich geduldet und sogar bewundert. Indem es „am kleinsten Tiere“ studiert, zeigt das lyrische Ich seine Anerkennung für die Vielfalt und Komplexität des Lebens und unterstreicht die Tatsache, dass sogar eine kleine Fliege „himmelhohe Rätsel“ birgt.
Formal besteht das Gedicht aus fünf Strophen mit unterschiedlicher Versanzahl. Die Versform ist frei, was Ringelnatz' charakteristischer Tendenz entspricht, traditionelle poetische Formen zu untergraben. In Bezug auf die Sprache verwendet Ringelnatz eine klare, einfache und lebendige Ausdrucksweise, wobei er gelegentlich humorvolle oder groteske Elemente einbezieht, wie etwa den Gedanken, dass ein Krümelchen eines Totschlags wert sein könnte.
In seiner Gesamtheit ist „Meine Musca Domestica“ ein typisches Beispiel für Ringelnatz' Ansatz, das Alltägliche und scheinbar Unbedeutende als Quelle tieferer Bedeutung und Reflexion zu nutzen. Es verkörpert sowohl eine Wertschätzung der kleinen Dinge des Lebens als auch die ständige menschliche Suche nach Sinn und Verständnis inmitten der Rätsel des Daseins.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Meine Musca Domestica“ des Autors Joachim Ringelnatz. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. Das Gedicht ist im Jahr 1933 entstanden. In Berlin ist der Text erschienen. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 18 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 83 Worte. Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abschied von Renée“, „Abschiedsworte an Pellka“ und „Afrikanisches Duell“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Meine Musca Domestica“ weitere 560 Gedichte vor.
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Zum Autor Joachim Ringelnatz sind auf abi-pur.de 560 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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