Meine Kindheit von Friedrich Wilhelm Carové

Als ich noch ein Kindlein war,
Hatt’ ich viele Freude;
War ohn’ Sorgen immerdar,
Lebte in die Weite.
 
Blümlein lachten still mich an
Mit verliebten Blicken;
Sah im frommen Kindeswahn
Sie mir freundlich nicken.
 
Vöglein sprachen oft mit mir,
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Ließen gern sich sehen;
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Sagten auch nichts Fremdes mir,
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Konnt’ sie wohl verstehen.
 
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Sternlein waren gar nicht fern,
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Thäten lieblich winken,
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Und ich glaub’, sie wollten gern
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Zu mir niedersinken.
 
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Englein kamen auch herab,
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Konnt’ im Traum sie schauen:
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Zeigten mir ein Blumengrab
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Und des Himmels Auen.
 
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Aber nun ich größer bin,
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Ist die Lust verschwunden;
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Matt und krank ist Herz und Sinn,
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Kann nicht mehr gesunden.
 
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Blümlein jetzt verwelket stehn;
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Vöglein zog von dannen;
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Sternlein immer weiter gehn;
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Englein’s Träum’ zerrannen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Meine Kindheit“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
122
Entstehungsjahr
1815
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht heißt „Meine Kindheit“ und stammt von Friedrich Wilhelm Carové, der zwischen 1789 und 1852 lebte. Berücksichtigt man den Lebenszeitraum des Autors, lässt sich das Gedicht stilistisch der Romantik-Epoche zuordnen.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht nostalgisch und melancholisch. Es vermittelt einen Eindruck von Verlust und befasst sich mit den Themen Kindheit, Vergänglichkeit und Trennung.

Im Gedicht reflektiert das lyrische Ich seine Kindheit, die voller Freuden und Freiheiten war. Dabei hat er die Natur, bestehend aus Blumen, Vögeln und Sternen, als lebendig erlebt. Diese Elemente sind allerdings eher Symbolisch zu verstehen. Die Blumen, Vögel und Sterne stellen meist Glück, Freiheit und kindliche Unschuld dar, während die Engel, die er in seinen Träumen sieht, eine Verbindung zur Spiritualität andeuten könnten. Das Kindheitserleben ist geprägt von Nähe und innerer Verbundenheit mit der Welt. Doch mit dem Wachsen und Älterwerden hat sich diese Perspektive verändert. Die Freude und Frische der Kindheit ist Vergangenheit, verwelkt wie die Blumen, abgereist wie die Vögel und fern wie die Sterne. Die Engel sind nur noch ein zerstörter Traum.

Das Gedicht besteht aus sieben Strophen mit jeweils vier Versen und ist daher in einer Vierzeiler-Form geschrieben. Die Sprache ist einfach und verständlich, was die Authentizität des lyrischen Ichs und seiner Erfahrungen möglicherweise unterstreicht. Es ist geprägt von direkter Rede und personifizierter Darstellung der Natur und des Kosmos. Konjunktiv-Formen drücken Possibilität und Wunsch aus und unterstützen den melancholischen Charakter der Verse. Der Verfasser versteht es, mit einfacher Sprache tiefe Emotionen und Verlustgefühle auszudrücken. Die Metaphern und symbolischen Darstellungen bereichern und vertiefen die Bedeutung des Werkes.

Insgesamt ist „Meine Kindheit“ ein Gedicht, das auf eine tiefergehende Untersuchung von Gefühlen und der Erfahrung des Alterns und des Verlusts hinweist. Es wirft Fragen nach dem Verhältnis von Mensch und Natur, der Vergänglichkeit von Glück und den Veränderungen im Leben auf.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Meine Kindheit“ des Autors Friedrich Wilhelm Carové. Geboren wurde Carové im Jahr 1789 in Koblenz. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1815. Erscheinungsort des Textes ist Köln. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Klassik, Romantik oder Biedermeier zuordnen. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 122 Worte. Zum Autor des Gedichtes „Meine Kindheit“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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