Meine Jüdin von Paul Boldt
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Du junge Jüdin, braune Judith, köstliche |
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Frucht der Erkenntnis, weißer Blütenfall: |
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Aus Kleidern steigst du nackt, ein All ins All, |
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Mit deinen Brüsten, Mythenfrau, du östliche. |
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Steige vom Sockel, Venus, aus zerballter |
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Wäsche, Jungweib! Wie Morgensonne blitzt |
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Dein Bauch — und in der Schenkel Schatten sitzt |
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Wie Blüten saugend, fest, ein schwarzer Falter. |
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Und Schwarzes fällt aus den gelösten Schleifen |
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In den konkaven Nacken, wie Geruch. |
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Und die zu großen, graden Zähne blecken, |
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Als ob sie schon in Männerküssen stäken. |
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Der Blick hängt glänzend über dem Versuch, |
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Die Lippen über das Gebiß zu streifen. |
Details zum Gedicht „Meine Jüdin“
Paul Boldt
4
14
93
1914
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Meine Jüdin“ wurde von Paul Boldt verfasst, einem expressionistischen Dichter, der in den frühen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wirkte. Boldt war Teil der literarischen Bewegung des Expressionismus, die sich von ungefähr 1910 bis zu den 1920er-Jahren erstreckte, also in einer Zeit großer gesellschaftlicher Umbrüche aufgrund der Weltkriege.
Bei einem ersten Lesen des Gedichts könnte man von der ausführlichen, fast obsessiven Beschreibung der physischen Schönheit des weiblichen Subjekts überwältigt sein. Diese Beschreibung ist zugleich ehrfurchtsvoll und beinahe voyeuristisch.
Im Gedicht wendet sich das lyrische Ich an eine „junge Jüdin“, die sowohl als Frucht der Erkenntnis als auch als Ost-Venus dargestellt wird. Sie wird als eine figurative Erscheinung beschrieben, die quasi vom Himmel kommt und nackt in der Realität steht. Das lyrische Ich beschreibt ihre Schönheit bis ins kleinste Detail und endet mit der Darstellung ihres verführerischen Lächelns, das Männer anzieht.
In der Form ist das Gedicht in vier Strophen unterteilt, wobei die erste und zweite Strophe jeweils vier Verse und die dritte und vierte Strophe jeweils drei Verse enthalten. Das Gedicht verwendet keine Reime, was typisch für den Expressionismus ist.
Die Sprache des Gedichts ist reich und beschreibend, wobei Boldt eine Reihe von sorgfältig ausgewählten Bilder und Metaphern verwendet, um die Schönheit der Frau hervorzuheben. Auf der sprachlichen Ebene bemerkt man außerdem den antithetischen Stil von Expressionismus: Die Frauenfigur wird idealisiert, fast mystifiziert, aber gleichzeitig auch animalisiert und sexualisiert.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Paul Boldts Gedicht „Meine Jüdin“ ein lebhaftes Bild einer jungen Frau darstellt und gleichzeitig die Komplexität und Widersprüchlichkeit ihrer Darstellung in der Gesellschaft reflektiert. Dabei bringt Boldt seine Faszination und Begeisterung für die körperliche Präsenz der Frau zum Ausdruck.
Weitere Informationen
Paul Boldt ist der Autor des Gedichtes „Meine Jüdin“. 1885 wurde Boldt in Christfelde bei Preußisch-Friedland (Westpreußen) geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1914. Erscheinungsort des Textes ist Leipzig. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 93 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Der Dichter Paul Boldt ist auch der Autor für Gedichte wie „Berliner Abend“, „Capriccio“ und „Das Gespenst“. Zum Autor des Gedichtes „Meine Jüdin“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 49 Gedichte vor.
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