Mein süßes Lieb, wenn du im Grab von Heinrich Heine

Mein süßes Lieb, wenn du im Grab,
Im dunkeln Grab wirst liegen,
Dann steig’ ich langsam zu dir hinab,
Und will mich an dich schmiegen.
 
Ich küss’, ich umschlinge, ich presse dich wild,
Du Stille, du Kalte, du Bleiche!
Ich jauchze, ich zitt’re, ich weine mild,
Ich werde selber zur Leiche.
 
Die Todten stehn auf, die Mitternacht ruft,
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Sie tanzen im luftigen Schwarme;
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Wir beide bleiben in der Gruft,
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Ich liege in deinem Arme.
 
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Die Todten stehn auf, der Tag des Gerichts
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Ruft sie zu Qual und Vergnügen;
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Wir beide bekümmern uns um nichts,
16 
Und bleiben umschlungen liegen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Mein süßes Lieb, wenn du im Grab“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
99
Entstehungsjahr
1822–1823
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Mein süßes Lieb, wenn du im Grab“ wurde von Heinrich Heine verfasst, einem deutschen Dichter und Journalisten, der vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Mitte jenes Jahrhunderts tätig war.

Auf den ersten Eindruck ist das Gedicht stark in seiner sprachlichen Ausdruckskraft und der Intensität der beschriebenen Gefühle. Die abgründige und dunkle Stimmung steht in Kontrast zur liebevollen Zuneigung, die zwischen den Zeilen zu lesen ist.

Inhaltlich thematisiert das lyrische Ich die unerschütterliche Liebe zu einer Person, die offenbar bereits verstorben ist. Es erzählt davon, wie es seinem „süßen Lieb“ ins Grab folgen und dort neben ihm liegen will, von der eigenen, überwältigenden Emotionalität und schließlich davon, dass sie selbst im Angesicht des Jüngsten Gerichts nicht voneinander getrennt werden sollen.

Dies ist eine tiefe Aussage über die Macht der Liebe, die den Tod überdauert und keine Angst vor dem jenseitigen Gericht hat. Der Tod wird als Ort eines ewigen Zusammenseins, nicht der Trennung dargestellt.

Formal handelt es sich um ein Vierstrophen-Gedicht, mit jeweils vier Versen pro Strophe. Die Sprache ist bildhaft und emotional, voller Anspielungen auf den Tod, das Jenseits und das Leid des lyrischen Ichs. Trotz der Dunkelheit der dargestellten Themen gibt es aber auch Ausdrücke von Freude (Vers 7) und Zufriedenheit (Vers 16), die zusammen einen starken Kontrast zur Grundaussage des Gedichts bilden.

Schließlich ist bemerkenswert, wie die Wiederholung bestimmter Formulierungen und Themen durch das Gedicht hindurch, wie das Aufstehen der Toten und die Beschreibung des Grabes, dazu dient, die Intensität und Endgültigkeit der Emotionen und die fixierte Ausdruckskraft der Liebe des lyrischen Ichs zu betonen. Die Wiederholung erzeugt außerdem einen gewissen Rhythmus, der die Lektüre des Gedichts sowohl fließend als auch hypnotisch macht.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Mein süßes Lieb, wenn du im Grab“ des Autors Heinrich Heine. Heine wurde im Jahr 1797 in Düsseldorf geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1823. Erschienen ist der Text in Hamburg. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Heine handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 99 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Die Gedichte „Alte Rose“, „Altes Lied“ und „Am Golfe von Biskaya“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Heine. Zum Autor des Gedichtes „Mein süßes Lieb, wenn du im Grab“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 535 Gedichte vor.

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