Mein Kind, wir waren Kinder von Heinrich Heine

Mein Kind, wir waren Kinder,
Zwei Kinder, klein und froh;
Wir krochen in’s Hühnerhäuschen
Und steckten uns unter das Stroh.
 
Wir krähten wie die Hähne,
Und kamen Leute vorbei –
Kikereküh! sie glaubten,
Es wäre Hahnengeschrei.
 
Die Kisten auf unserem Hofe,
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Die tapezirten wir aus,
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Und wohnten drin beisammen,
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Und machten ein vornehmes Haus.
 
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Des Nachbars alte Katze
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Kam öfters zum Besuch;
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Wir machten ihr Bückling’ und Knixe
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Und Complimente genug.
 
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Wir haben nach ihrem Befinden
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Besorglich und freundlich gefragt;
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Wir haben seitdem dasselbe
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Mancher alten Katze gesagt.
 
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Wir saßen auch oft und sprachen
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Vernünftig, wie alte Leut’,
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Und klagten, wie Alles besser
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Gewesen zu unserer Zeit;
 
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Wie Lieb’ und Treu’ und Glauben
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Verschwunden aus der Welt,
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Und wie so theuer der Kaffee,
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Und wie so rar das Geld! – – –
 
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Vorbei sind die Kinderspiele
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Und Alles rollt vorbei, –
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Das Geld und die Welt und die Zeiten,
32 
Und Glauben und Lieb’ und Treu’.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.1 KB)

Details zum Gedicht „Mein Kind, wir waren Kinder“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
151
Entstehungsjahr
1823–1824
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Mein Kind, wir waren Kinder“ ist von Heinrich Heine, einem deutschen Dichter des 19. Jahrhunderts, der oft unter dem Begriff der Romantik subsumiert wird.

Beim ersten Lesen wirkt das Gedicht sehr nostalgisch und beschäftigt sich mit der Erinnerung und Reflexion über die kindliche Unschuld und Freude.

In einfachen Worten wird hier aus der Perspektive des lyrischen Ichs erzählt, wie es als Kind spielte und mit einem Spielkameraden Erwachsenenszenen nachspielte – sie krähten wie Hähne, spielten Häuschen, begrüßten eine alte Katze als Besucherin und führten sogar Gespräche, in denen sie altersübliche Klagen über die Zustände der Welt vorbrachten. Zum Schluss bringt das lyrische Ich zum Ausdruck, dass diese Zeiten vorbei sind und alles – Geld, Welt, Zeiten, Glaube, Liebe, Treue – vorbeizieht.

Formal gesehen handelt es sich um ein regelmäßig gebautes Gedicht mit acht Strophen zu jeweils vier Versen. Die verwendete Sprache ist einfach und direkt und nutzt kindliche Spiel- und Nachahmungsszenarien, um eine vergangene Kindheit zu illustrieren.

Beim Inhalt des Gedichts scheint es sich eher um die verblassende Erinnerung an eine glückliche und unbeschwerte Kindheit und den Vergleich zu der jetzt vergangenen, ernüchternden Erwachsenenwelt zu handeln. Hier könnte man auch eine Kritik an der Gesellschaft und diejenigen erkennen, die nach „der guten alten Zeit“ trauern und dabei vergessen, dass sie selbst als Kinder die Erwachsenenwelt nur im Spiel, d.h. ohne echtes Verständnis, nachahmten.

Somit lassen sich in dem Gedicht sowohl eine rückblickende Melancholie über vergangene, unbeschwerte Kinderzeiten als auch eine ironisch-kritische Betrachtungsweise des Erwachsenseins und der nostalgischen Verklärung „alter Zeiten“ finden.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Mein Kind, wir waren Kinder“ des Autors Heinrich Heine. Der Autor Heinrich Heine wurde 1797 in Düsseldorf geboren. 1824 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Hamburg. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 8 Strophen und umfasst dabei 151 Worte. Der Dichter Heinrich Heine ist auch der Autor für Gedichte wie „Almansor“, „Als ich, auf der Reise, zufällig“ und „Alte Rose“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Mein Kind, wir waren Kinder“ weitere 535 Gedichte vor.

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