Mein Ideal von Susanne von Bandemer

Du, deutscher Mann, mit edler, großer Seele,
Der bieder ist und kühn, doch menschlich fühlt,
Den ich zum Stoff für meine Muse wähle,
Weil er nicht frech mit Schwur und Treue spielt;
 
Weil er mit einem seiner Feuerblicke
Bis in des Herzens kleinste Falte dringt,
Und selbst bey kargem wandelbarem Glücke –
Den dummen Stolz zu stiller Ehrfurcht zwingt.
 
Du buhlest nicht mit geckenhaften Mienen
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Um schaler Schönen launenvolle Gunst:
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Die edelste der Weiber zu verdienen,
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Entbehrest du den Firniß feiler Kunst;
 
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Und fühlst den Werth des Mannes, fühlst die Würde,
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Des Weibes Haupt, ihr Alles ihr zu seyn;
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Trägst nervenstark des Lebens schwerste Bürde,
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Und Gallentrank scheint dir ein Nektar­wein.
 
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Dir kann kein Feind, kein König dies entreissen:
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Du bleibst dir gleich an eignem Seelenwerth.
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Wie soll ich dich, du Stolz der Männer heissen? –
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Ein Ideal, das ganz mein Herz verehrt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Mein Ideal“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
141
Entstehungsjahr
1802
Epoche
Klassik,
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Mein Ideal“ wurde von Susanne von Bandemer verfasst. Sie wurde am 2. März 1751 geboren und starb am 30. Dezember 1828. Das Gedicht lässt sich zeitlich in die Epoche des Sturm und Drang beziehungsweise der Weimarer Klassik einordnen.

Auf den ersten Eindruck hin wird klar, dass das Gedicht einen deutlichen Lobesgesang auf eine männliche Person enthält. Es feiert das Idealbild eines Mannes, der - ausgehend von der damaligen Gesellschaft und ihren Normen - als vorbildlich und erstrebenswert dargestellt wird.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich seinen idealen Mann. Er wird als deutsch, geistreich, mutig und menschlich beschrieben. Im weiteren Verlauf des Gedichts wird hervorgehoben, dass dieser Mann authentisch ist, bis in das Herz der Menschen blicken kann und selbstbewusst agiert, unabhängig von Ruhm oder Misserfolg. Zudem erkennt der ideale Mann den Wert einer Frau und ist bereit, die Bürden des Lebens zu tragen. Er bleibt trotz aller Herausforderungen oder Angriffe von Feinden oder Königen sich selbst treu.

Die Form des Gedichts besteht aus fünf Strophen, die jeweils in vier Versen gegliedert sind. Damit folgt das Gedicht einer klassischen bzw. traditionellen Dichtform. Die Sprache des Gedichts ist teils hochgestochen und mit starken Emotionen geladen. Sie ist zudem geprägt von einer hohen Wertschätzung und Bewunderung für den idealen Mann. Konkretere Stilmittel können in diesem Auszug allerdings nicht identifiziert werden.

Insgesamt präsentiert Susanne von Bandemer in ihrem Gedicht „Mein Ideal“ ein Idealbild des Mannes, das von starken Werten und Prinzipien geprägt ist. Sie hebt die Bedeutung der Authentizität, Mut, Sensibilität und Selbstbewusstsein hervor und richtet damit sowohl einen Appell an die Männer als auch an die Frauen ihrer Zeit. Männlichkeit wird als etwas gesehen, das über physische Stärke hinausgeht und das Züge von Sensibilität, Einfühlungsvermögen und Respekt beinhaltet.

Weitere Informationen

Susanne von Bandemer ist die Autorin des Gedichtes „Mein Ideal“. Die Autorin Susanne von Bandemer wurde 1751 in Berlin geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1802 zurück. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her kann der Text den Epochen Klassik oder Romantik zugeordnet werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das 141 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere Werke der Dichterin Susanne von Bandemer sind „Am Sarkophage der Frau Anne Luise Karschinn, geborne Dürbach“, „An * * * bey der Übersendung einer Haarlocke“ und „An Elise Reichsgräfin zu S * * * L * * *“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Mein Ideal“ weitere 86 Gedichte vor.

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