Mein Herz, mein Herz ist traurig von Heinrich Heine

Mein Herz, mein Herz ist traurig,
Doch lustig leuchtet der Mai;
Ich stehe, gelehnt an der Linde,
Hoch auf der alten Bastei.
 
Da drunten fließt der blaue
Stadtgraben in stiller Ruh’;
Ein Knabe fährt im Kahne,
Und angelt und pfeift dazu.
 
Jenseits erheben sich freundlich,
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In winziger, bunter Gestalt,
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Lusthäuser, und Gärten, und Menschen,
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Und Ochsen, und Wiesen, und Wald.
 
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Die Mädchen bleichen Wäsche,
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Und springen im Gras’ herum;
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Das Mühlrad stäubt Diamanten,
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Ich höre sein fernes Gesumm’.
 
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Am alten grauen Thurme
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Ein Schilderhäuschen steht;
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Ein rothgeröckter Bursche
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Dort auf und nieder geht.
 
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Er spielt mit seiner Flinte,
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Die funkelt im Sonnenroth,
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Er präsentirt und schultert –
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Ich wollt’, er schösse mich todt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.8 KB)

Details zum Gedicht „Mein Herz, mein Herz ist traurig“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
112
Entstehungsjahr
1823–1824
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Mein Herz, mein Herz ist traurig“ stammt von Heinrich Heine, einem der bedeutendsten deutschen Dichter der Romantik. Er lebte vom 13. Dezember 1797 bis zum 17. Februar 1856.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht melancholisch und sehnsuchtsvoll, ein Gefühl der Traurigkeit durchzieht das lyrische Ich trotz der scheinbaren Schönheit und Idylle der Umgebung.

Heinrich Heine schildert in dem Gedicht die Gefühle des lyrischen Ichs, das sich traurig und einsam fühlt, obwohl die Natur um es herum voller Leben und Schönheit ist. Der Kontrast zwischen der inneren Welt des lyrischen Ichs und der äußeren Welt ist ein zentrales Thema des Gedichts. Es steht an einem Ort, der von Leben und Aktivität erfüllt ist, fühlt sich aber isoliert und depressiv. Am Ende des Gedichts drückt das lyrische Ich den Wunsch aus, der rothgeröckte Bursche möge es erschießen – eine drastische Manifestation seiner tiefen Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit.

Das Gedicht besteht aus sechs Strophen mit jeweils vier Versen. Die Form ist klar und geordnet, was einen starken Kontrast zur inneren Verwirrung und Zerrissenheit des lyrischen Ichs bildet. Heines Sprache ist bildreich und detailverliebt, wodurch er die Umgebung des lyrischen Ichs lebendig werden lässt. Er verwendet einfache, verständliche Worte, die das Lesen des Gedichts erleichtern.

Das lyrische Ich benutzt eine Beobachtung der äußeren Welt, um seine innere Welt zu reflektieren - eine Technik, die typisch für die Romantik ist. Die kontrastreiche Darstellung zwischen äußerer und innerer Welt deutet darauf hin, dass das lyrische Ich in einer tiefen existenziellen Krise steckt. Während die Welt weitergeht, bleibt es in seiner Traurigkeit und Verzweiflung gefangen. Das Gedicht kann als Ausdruck der Entfremdung und Isolation gesehen werden, die das lyrische Ich empfindet.

Weitere Informationen

Heinrich Heine ist der Autor des Gedichtes „Mein Herz, mein Herz ist traurig“. Der Autor Heinrich Heine wurde 1797 in Düsseldorf geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1824 zurück. Erschienen ist der Text in Hamburg. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Bei dem Schriftsteller Heine handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 112 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Weitere Werke des Dichters Heinrich Heine sind „Alte Rose“, „Altes Lied“ und „Am Golfe von Biskaya“. Zum Autor des Gedichtes „Mein Herz, mein Herz ist traurig“ haben wir auf abi-pur.de weitere 535 Gedichte veröffentlicht.

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Das Video mit dem Titel „Mein Herz, mein Herz ist traurig von Heinrich Heine, von Ole Irenäus Wieröd vorgetragen“ wurde auf YouTube veröffentlicht. Unter Umständen sind 2 Klicks auf den Play-Button erforderlich um das Video zu starten.

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