Mein Freund, an einem Sonntagmorgen von Wilhelm Busch

1	Mein Freund, an einem Sonntagmorgen,
2	Tät sich ein hübsches Rößlein borgen.
3	Mit frischem Hemd und frischem Mute,
4	In blanken Stiefeln, blankem Hute,
5	Die Haltung stramm und stramm die Hose,
6	Am Busen eine junge Rose,
7	So reitet er durch die Alleen,
8	Wie ein Adonis anzusehen.
9	Die Reiter machen viel Vergnügen,
10	Wenn sie ihr stolzes Roß bestiegen.
11	Nun kommt da unter sanftem Knarren
12	Ein milchbeladner Eselskarren.
13	Das Rößlein, welches sehr erschrocken,
14	Fängt an zu trappeln und zu bocken,
15	Und, hopp, das war ein Satz, ein weiter!
16	Dort rennt das Roß, hier liegt der Reiter,
17	Entfernt von seinem hohen Sitze,
18	Platt auf dem Bauche in der Pfütze.
19	Die Reiter machen viel Vergnügen,
20	Besonders, wenn sie drunten liegen.

Details zum Gedicht „Mein Freund, an einem Sonntagmorgen“

Gedicht-Analyse

Der Text ist ein Gedicht, verfasst von Wilhelm Busch, einem bekannten deutschen Dichter und Zeichner, dessen Werk vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand. Der Titel des Gedichts lautet „Mein Freund, an einem Sonntagmorgen“.

Beim ersten Eindruck wird klar, dass das Gedicht eine humorvolle und leichte Stimmung hat. Gleichzeitig nimmt es sich die Freiheit, Menschen und Situationen zu satirisieren und zu karikieren, die typisch für Wilhelm Buschs gesamtes Schaffen sind.

Inhaltlich handelt das Gedicht von einem Mann, der sich für einen Sonntagsritt prächtig herausputzt. Er sieht im Grunde genommen aus wie der perfekte Reiter, fast wie ein Adonis auf dem Pferd. Doch werden seine Ambitionen und sein überlegenes Auftreten schnell zunichte gemacht, als ein milchbeladener Eselskarren ihn und sein Pferd erschreckt. Das Pferd scheut und wirft den „Reiter-Adonis“ ab, der, weit entfernt von seiner zuvor noch so erhabenen Stellung, nun 'platt auf dem Bauche in einer Pfütze' liegt.

Das lyrische Ich sagt uns also im Grunde, dass die selbstzufriedene und überlegene Haltung des Freundes letztlich durch eine banale und komische Situation entlarvt wird. Das Gedicht ist also eine Art Verspottung von Selbstüberschätzung und Hochmut.

In Bezug auf Form und Sprache ist das Gedicht in vier Strophen unterteilt, wobei die erste und dritte Strophe jeweils aus acht Versen und die zweite und vierte aus zwei Versen besteht. Das Gedicht hat also eine asymmetrische Struktur. Hinzu kommt ein einfacher, umgangssprachlicher und leicht verständlicher Sprachgebrauch, der von Buschs typischem Humor und seiner Fähigkeit, mit wenigen Worten lebendige und humorvolle Bilder zu erzeugen, geprägt ist. Typisch für Wilhelm Busch ist dabei auch die teilweise derbe Darstellung und die Spottlust, die sich in der abschließenden Pointe besonders zeigt. Zusammenfassend könnte man sagen, dass „Mein Freund, an einem Sonntagmorgen“ ein typisches Beispiel für Wilhelm Buschs humoristisch-satirische Lyrik ist.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Mein Freund, an einem Sonntagmorgen“ des Autors Wilhelm Busch. Geboren wurde Busch im Jahr 1832 in Wiedensahl. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1848 und 1908. Der Erscheinungsort ist Wiesbaden u. Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zu. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 114 Worte. Wilhelm Busch ist auch der Autor für Gedichte wie „Als Christus der Herr in Garten ging“, „Als er noch krause Locken trug“ und „Also hat es dir gefallen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Mein Freund, an einem Sonntagmorgen“ weitere 208 Gedichte vor.

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