Abendmuse von Georg Trakl

Ans Blumenfenster wieder kehrt des Kirchturms Schatten
Und Goldnes. Die heiße Stirn verglüht in Ruh und Schweigen.
Ein Brunnen fällt im Dunkel von Kastanienzweigen –
Da fühlst du: es ist gut! in schmerzlichem Ermatten.
 
Der Markt ist leer von Sommerfrüchten und Gewinden.
Einträchtig stimmt der Tore schwärzliches Gepränge.
In einem Garten tönen sanften Spieles Klänge,
Wo Freunde nach dem Mahle sich zusammenfinden.
 
Des weißen Magiers Märchen lauscht die Seele gerne.
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Rund saust das Korn, das Mäher nachmittags geschnitten.
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Geduldig schweigt das harte Leben in den Hütten;
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Der Kühe linden Schlaf bescheint die Stallaterne.
 
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Von Lüften trunken sinken balde ein die Lider
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Und öffnen leise sich zu fremden Sternenzeichen.
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Endymion taucht aus dem Dunkel alter Eichen
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Und beugt sich über trauervolle Wasser nieder.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Abendmuse“

Autor
Georg Trakl
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
121
Entstehungsjahr
1913
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

„Abendmuse“ von Georg Trakl beschreibt in seinem Gedicht die friedliche und entspannte Atmosphäre am Abend. Gegen Ende des Gedichtes findet sich der Mythos von Endymion wieder, der die einsame Sehnsucht des Dichters nach innerer Erlösung symbolisiert.

In den ersten beiden Zeilen wird die dunkle, sanfte Stimmung des Abends beschrieben. Der Schatten des Kirchturms und der Schein der untergehenden Sonne verbinden sich in der Abenddämmerung und es ist „gut“ in schmerzlicher Müdigkeit.

Dann wird die Kälte und Einsamkeit des Marktes geschildert, an dem es keine sommerlichen Früchte mehr gibt und dunkle Festlichkeiten prägen den Abend. Auf dem Gegensatz dazu stehen die fröhlichen Geräusche aus einem Garten, wo Freunde beieinander sind. Diese Kontraste schaffen die widersprüchliche Stimmung des Gedichts und die Sehnsucht nach menschlicher Nähe.

Der nächste Abschnitt lädt den Leser ein, sich dem „weißen Magier“ und seinen Märchen zu überlassen. Trakl beschreibt die Teilnahme an der friedlichen Arbeit des Mähens und der Beschützer der Kühe. Es wird angedeutet, dass es eine Quelle der Inspiration in der Einheit mit der Natur und der menschlichen Gemeinschaft gibt.

Der letzte Abschnitt schildert die magische Welt des Endymion, die wunderschöne Welt des Traums und die Sehnsucht des Dichters nach innerer Erlösung. Die beschriebene Einsamkeit und die Traurigkeit werden von der mystischen Welt des Abends betont.

„Abendmuse“ von Georg Trakl ist ein poetisches Gedicht, das den Leser in eine friedliche und eindringliche Atmosphäre am Abend versetzt. Der Dichter schafft mit den Kontrasten des Marktes und des Gartens und dem Symbolismus des Endymion eine besondere Welt, aus der Hoffnung und Sehnsucht entspringen.

Weitere Informationen

Georg Trakl ist der Autor des Gedichtes „Abendmuse“. Trakl wurde im Jahr 1887 in Salzburg geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1913. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Expressionismus zu. Bei Trakl handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 121 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Der Dichter Georg Trakl ist auch der Autor für Gedichte wie „Die junge Magd“, „Die schöne Stadt“ und „Drei Blicke in einen Opal“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Abendmuse“ weitere 60 Gedichte vor.

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