Meeresstille von Heinrich Heine
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Meeresstille! Ihre Strahlen |
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Wirft die Sonne auf das Wasser, |
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Und im wogenden Geschmeide |
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Zieht das Schiff die grünen Furchen. |
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Bei dem Steuer liegt der Bootsmann |
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Auf dem Bauch, und schnarchet leise. |
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Bei dem Mastbaum, seegelflickend, |
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Kauert der betheerte Schiffsjung. |
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Hinter’m Schmutze seiner Wangen |
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Sprüht es roth, wehmüthig zuckt es |
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Um das breite Maul, und schmerzlich |
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Schau’n die großen, schönen Augen. |
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Denn der Capitän steht vor ihm, |
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Tobt und flucht und schilt ihn: Spitzbub. |
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„Spitzbub! einen Hering hast du |
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Aus der Tonne mir gestohlen!“ |
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Meeresstille! Aus den Wellen |
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Taucht hervor ein kluges Fischlein, |
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Wärmt das Köpfchen in der Sonne, |
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Plätschert lustig mit dem Schwänzchen. |
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Doch die Möve, aus den Lüften, |
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Schießt herunter auf das Fischlein, |
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Und den raschen Raub im Schnabel |
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Schwingt sie sich hinauf in’s Blaue. |
Details zum Gedicht „Meeresstille“
Heinrich Heine
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129
1825–1826
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Meeresstille“ wurde von Heinrich Heine verfasst, der von 1797 bis 1856 lebte. Heine zählt zu den bedeutendsten deutschen Dichtern und Schriftstellern des 19. Jahrhunderts und ist sowohl der Romantik als auch der darauffolgenden Biedermeierzeit und dem Vormärz zuzuordnen.
Der Titel des Gedichts „Meeresstille“ und die Worte, die Heine wählt, lassen eine beruhigende, friedliche Szene entstehen. Im Rahmen des Ausdrucks versucht das Gedicht eine visuelle Darstellung eines ruhigen und stillen Meeres mit einem ruhigen und friedlichen Schiff, das die „grünen Furchen“ zieht, zu vermitteln.
Das lyrische Ich beobachtet ein ruhiges Szenario auf dem Meer. Die Sonne wirft ihre Strahlen auf das Wasser, während ein Schiff seine Spur zeichnet. An Bord des Schiffes jedoch ist ein Konflikt im Gange: Der Kapitän steht dem jungen Schiffsmann gegenüber, der einen Fisch „gestohlen“ hat. Trotzdem ist um das Schiff herum alles still - so still, dass ein Fisch auftaucht, sich in der Sonne wärmt und von einer Möwe geschnappt wird.
Die Form des Gedichts besteht aus sechs Strophen mit jeweils vier Versen. Die Sprache und das Vokabular, die Heine verwendet, sind relativ einfach und unkompliziert. Die Metaphern und Bilder, die er verwendet, lassen lebendige und klare Bilder im Kopf des Lesers entstehen.
In der weiteren Analyse könnte man darauf eingehen, dass Heine mit der Hervorhebung der Meeresstille möglicherweise auf die Oberflächlichkeit des Seins hinweist, während unter der ruhigen Oberfläche – repräsentiert durch die Meeresstille – Konflikte und Gewalt lauern. Dies wird durch die zwei Hauptereignisse im Gedicht verdeutlicht: Die Interaktion auf dem Schiff und der Angriff der Möve auf das Fischlein. Es könnte auch ein Bild für die sozialen Ungerechtigkeiten seiner Zeit sein, in denen die Unterprivilegierten wie der Schiffsjunge für geringfügige Vergehen hart bestraft wurden, während größere Vergehen von den Privilegierten übersehen wurden.
Insgesamt ist „Meeresstille“ ein Gedicht, das durch seine klare Sprache und prägnanten Bilder besticht, aber auch durch seine metaphorische Darstellung von Ungerechtigkeit und Gewalt unter einer scheinbar friedlichen Oberfläche provoziert.
Weitere Informationen
Heinrich Heine ist der Autor des Gedichtes „Meeresstille“. Der Autor Heinrich Heine wurde 1797 in Düsseldorf geboren. Im Jahr 1826 ist das Gedicht entstanden. Hamburg ist der Erscheinungsort des Textes. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 129 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Die Gedichte „Ach, die Augen sind es wieder“, „Ach, ich sehne mich nach Thränen“ und „Ach, wenn ich nur der Schemel wär’“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Heine. Zum Autor des Gedichtes „Meeresstille“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 535 Gedichte vor.
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