Matrosensang von Joachim Ringelnatz

Herr Steuermann, ach Steuermann,
Mein Herz ist gar so schwer.
„So bind ein gut Stück Eisen dran
Und wirf es über Bord ins Meer.“
 
Ob meine schwangere Liebste weint?
Eine Trän? Zwei Trän? Drei Trän?
Ho! Meine krumme Mutter meint,
Ich sei ein reicher Kapitän.
 
Ist Mutters Haus mit Stroh gedeckt,
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Wie sie sich freuen kann.
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Doch wie ein Sturm mit Branntwein schmeckt,
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Das geht sie einen Hundsdreck an.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Matrosensang“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
69
Entstehungsjahr
1924
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Matrosensang“ wurde von dem deutschen Autor Joachim Ringelnatz verfasst, der von 1883 bis 1934 lebte. Diese zeitliche Einordnung lässt darauf schließen, dass das Gedicht in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden ist, einer Zeit des Umbruchs und der Unsicherheit, geprägt von den zwei Weltkriegen.

Beim ersten Lesen des Gedichts sticht die emotionale Zerrissenheit des lyrischen Ichs hervor. Es wirkt melancholisch und sehnt sich offenbar nach einer einfacheren Welt, die es auf dem Meer nicht zu finden scheint.

Inhaltlich äußert das lyrische Ich in der ersten Strophe seine Schwere des Herzens gegenüber dem Steuermann, quasi als sein Vertrauter.. Dieser antwortet mit einem pragmatischen Ratschlag, der andeutet, dass der Matrose seine Sorgen loslassen soll. In der zweiten Strophe erzählt der Matrose von seiner schwangeren Geliebten und seiner Mutter, die ihn als reichen Kapitän sieht. Wir sehen hier eine Diskrepanz zwischen den Erwartungen, die andere in ihn setzen, und seiner eigenen gefühlten Realität. In der dritten Strophe drückt das lyrische Ich seine Frustration über diese Diskrepanz aus und deutet an, dass diese durch Alkohol ertränkt wird.

Formal besteht das Gedicht aus drei vierzeiligen Strophen. Die Sprache ist einfach und direkt, mit häufigen und volkstümlichen Ausdrücken. Gleichzeitig ist sie von Sinnbildern und Metaphern durchzogen, die auf die Gefühlswelt des lyrischen Ichs hindeuten. Das Gedicht hat keinen festen Reim, was die emotionale Unruhe des lyrischen Ichs unterstreicht.

Zusammenfassend handelt „Matrosensang“ von der inneren Zerrissenheit eines Matrosen, der zwischen seiner harten Realität auf See und den weit entfernten Erwartungen seiner Familie und Geliebten steht. Dabei verwendet Ringelnatz eindrucksvolle Bilder und eine direkte Sprache, um die Welt des lyrischen Ichs lebendig darzustellen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Matrosensang“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1924 entstanden. München ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 69 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Die Gedichte „Abendgebet einer erkälteten Negerin“, „Abermals in Zwickau“ und „Abgesehen von der Profitlüge“ sind weitere Werke des Autors Joachim Ringelnatz. Zum Autor des Gedichtes „Matrosensang“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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