Manche freilich... von Hugo von Hofmannsthal

Manche freilich müssen drunten sterben,
Wo die schweren Ruder der Schiffe streifen,
Andre wohnen bei dem Steuer droben,
Kennen Vogelflug und die Länder der Sterne.
 
Manche liegen immer mit schweren Gliedern
Bei den Wurzeln des verworrenen Lebens,
Andern sind die Stühle gerichtet
Bei den Sibyllen, den Königinnen,
Und da sitzen sie wie zu Hause,
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Leichten Hauptes und leichter Hände.
 
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Doch ein Schatten fällt von jenen Leben
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In die anderen Leben hinüber,
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Und die leichten sind an die schweren
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Wie an Luft und Erde gebunden:
 
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Ganz vergessener Völker Müdigkeiten
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Kann ich nicht abtun von meinen Lidern,
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Noch weghalten von der erschrockenen Seele
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Stummes Niederfallen ferner Sterne.
 
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Viele Geschicke weben neben dem meinen,
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Durcheinander spielt sie alle das Dasein,
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Und mein Teil ist mehr als dieses Lebens
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Schlanke Flamme oder schmale Leier.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Manche freilich...“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
22
Anzahl Wörter
130
Entstehungsjahr
1896
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das von Hugo von Hofmannsthal verfasste Gedicht, dessen Titel „Manche freilich...“ ist, wurde in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts veröffentlicht. Er war ein herausragender Vertreter der Wiener Moderne.

Auf den ersten Blick präsentiert sich das Gedicht als eine Reflexion des lyrischen Ichs über verschiedene Lebensstile, ihre Unterschiede und die allgegenwärtige Vergänglichkeit des Menschen. Es erwägt verschiedene Möglichkeiten des Daseins und den ständigen Wandel zwischen Glück und Tragik, Leichtigkeit und Schwere.

Inhaltlich wird innerhalb der ersten beiden Strophen die Trennung von Menschen in zwei verschiedene Gruppen verdeutlicht. Die einen leben auf der Erde und erfahren das Leben als mühsam und voller Arbeit, während die anderen auf einer metaphorischen Höhe leben, wo sie Leichtigkeit und Wohlstand erfahren. In der dritten Strophe wird argumentiert, dass trotz dieser Unterschiede jeder vom Schicksal der anderen beeinflusst wird. Sowohl Leichtigkeit als auch Mühe sind miteinander verbunden - wie Luft und Erde. In den letzten beiden Strophen schildert das lyrische Ich, dass es sich sowohl mit den „Müdigkeiten“ alter Kulturen als auch mit der Furcht vor dem Unbekannten schwer tut. Es verbindet seine Erfahrungen mit denen anderer und stellt fest, dass das Leben alle Facetten zusammenwebt und dass sein Teil mehr als nur ein schlanker Flammenstrahl oder eine schmale Lyra ist.

Die formale Analyse zeigt eine Varianz in den Strophen - es gibt einige mit vier und einige mit sechs Versen. Der Reim macht kein gleichbleibendes Formschema aus, was auf freie Verse hindeutet. Die Sprache ist einfühlsam und nachdenklich, voller Metaphern und Bilder, die das Konzept der Dualität und Interdependenz des Lebens hervorheben.

Zusammengefasst ist das Gedicht von Hofmannsthal eine tiefe Reflektion über das Menschsein, das Dasein und die Abhängigkeiten des Lebens mit seinen Hochs und Tiefs. Es ist ein Kommentar über die verschiedenen Zustände des Lebens und die unvermeidbare Verbindung zwischen ihnen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Manche freilich...“ ist Hugo von Hofmannsthal. Der Autor Hugo von Hofmannsthal wurde 1874 in Wien geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1896 zurück. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Bei Hofmannsthal handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 130 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 22 Versen. Die Gedichte „Auf den Tod des Schauspielers Hermann Müller“, „Ballade des äußeren Lebens“ und „Botschaft“ sind weitere Werke des Autors Hugo von Hofmannsthal. Zum Autor des Gedichtes „Manche freilich...“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 40 Gedichte vor.

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