Manch Bild vergessener Zeiten von Heinrich Heine

Manch Bild vergessener Zeiten
Steigt auf aus seinem Grab,
Und zeigt wie in deiner Nähe
Ich einst gelebet hab’.
 
Am Tage schwankte ich träumend
Durch alle Straßen herum;
Die Leute verwundert mich ansah’n,
Ich war so traurig und stumm.
 
Des Nachts da war es besser,
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Da waren die Straßen leer;
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Ich und mein Schatten selbander,
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Wir wandelten schweigend einher.
 
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Mit wiederhallendem Fußtritt’
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Wandelt ich über die Brück’;
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Der Mond brach aus den Wolken,
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Und grüßte mit ernstem Blick’.
 
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Steh’n blieb ich vor deinem Hause
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Und starrte in die Höh’,
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Und starrte nach deinem Fenster, –
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Das Herz that mir so weh’.
 
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Ich weiß du hast aus dem Fenster
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Gar oft herab geseh’n,
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Und sah’st mich im Mondenlichte
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Wie eine Säule steh’n.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.8 KB)

Details zum Gedicht „Manch Bild vergessener Zeiten“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
125
Entstehungsjahr
1822–1823
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Manch Bild vergessener Zeiten“ stammt von Heinrich Heine, einem der bedeutendsten deutschen Dichter der Romantik, der von 1797 bis 1856 lebte. Das Gedicht spiegelt typische Themen dieser Epoche wider, wie etwa die Auseinandersetzung mit Vergangenheit, Erinnerung, unerfüllter Liebe und Melancholie.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht nostalgisch und ein wenig melancholisch. Es scheint um Erinnerungen und Verlust, aber auch um Einsamkeit und Sehnsucht zu gehen.

Das lyrische Ich erzählt von Bildern und Erinnerungen, die in seiner Nähe auftauchen und ihm zeigen, wie sein Leben einst war. Es scheint zurückzublicken auf eine Zeit, in der es unglücklich und einsam durch die Straßen der Stadt wanderte, von anderen Menschen verwundert betrachtet. Nachts, wenn die Straßen leer waren, ging es allein mit seinem Schatten auf Wanderschaft. Es stand vor dem Haus einer geliebten Person und spürte tiefe Sehnsucht und Herzschmerz. Das lyrische Ich weiß, dass die geliebte Person es oft aus dem Fenster beobachtet hat, stehend im Mondlicht wie eine Statue.

Die Aussage des lyrischen Ichs scheint eine Sehnsucht nach vergangenen Zeiten und einer verlorenen Liebe zum Ausdruck zu bringen, begleitet von einer tiefen Melancholie und Einsamkeit. Es scheint im Konflikt mit seiner Vergangenheit und seinem gegenwärtigen Selbst zu stehen, gequält von der Unfähigkeit, seine Gefühle und Sehnsüchte zu erfüllen.

Das Gedicht folgt einem regelmäßigen, rhythmischen Muster mit vier Versen pro Strophe. Die Sprache ist einfach und unverschnörkelt, mit klaren, lebendigen Bildern und Metaphern. Heines Werk charakterisiert sich durch seine direkte, fast prosaische Sprache, die dennoch große emotionale Tiefe und Intensität erreicht. Er verwendet klassische Elemente der Romantik, wie die Idealisierung der Vergangenheit und des Mondlichts, um seine Gefühle auf wehmutsvolle Weise zum Ausdruck zu bringen. Seine Sprache und seine lyrische Stimme ziehen den Leser in seine emotional aufgeladene innere Welt und lassen ihn an seinen Sehnsüchten und Erinnerungen teilhaben.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Manch Bild vergessener Zeiten“ ein prägnantes Beispiel für Heines Fähigkeit ist, mit einfacher Sprache und klaren Bildern tiefe emotionale Zustände zu vermitteln. Das Gedicht ist ein bewegender Ausdruck von Sehnsucht, Melancholie und unerfüllter Liebe. Es zeigt die menschliche Erfahrung von Erinnerung und Verlust und die universelle Sehnsucht nach Vergangenem und Unwiederbringlichem in einer weise, die zugleich zutiefst persönlich und universell nachvollziehbar ist.

Weitere Informationen

Heinrich Heine ist der Autor des Gedichtes „Manch Bild vergessener Zeiten“. 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1823. Der Erscheinungsort ist Hamburg. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz zu. Bei dem Schriftsteller Heine handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 125 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Die Gedichte „Ach, die Augen sind es wieder“, „Ach, ich sehne mich nach Thränen“ und „Ach, wenn ich nur der Schemel wär’“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Heine. Zum Autor des Gedichtes „Manch Bild vergessener Zeiten“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 535 Gedichte vor.

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