Man soll – – von Joachim Ringelnatz

Nur an der Gurgel soll man Schurken fassen.
Man soll Getier einander schlucken lassen.
Man soll – was weiß ich, was man soll!
Doch wird ein Seepferd je ein Heupferd hassen?
Ich pfeife auf den Gott Apoll.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Man soll – –“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
5
Anzahl Wörter
36
Entstehungsjahr
1928
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Man soll – –“ stammt von Joachim Ringelnatz, einem bedeutenden deutschen Dichter und Schriftsteller, der von 1883 bis 1934 lebte. Das legt eine zeitliche Einordnung in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts nahe, eine Zeit der großen gesellschaftlichen und politischen Umbrüche.

Beim ersten Lesen scheint das Gedicht sehr pointiert und provokativ zu sein. Es stellt Autoritäten in Frage und zeigt einen bitter-sarkastischen Ton.

Inhaltlich behandelt das Gedicht Verhaltensanweisungen oder -normen, die laut dem lyrischen Ich paradox oder sinnlos sind. „Nur an der Gurgel soll man Schurken fassen„: Politische oder moralische „Schurken“ verursachen größere Probleme, anstatt sie zu lösen. „Man soll Getier einander schlucken lassen“. Das könnte als Kritik an gesellschaftlichen Strukturen gesehen werden, die eine Art „Fressen oder gefressen werden“ - Mentalität fördern. Das lyrische Ich scheint hier jedoch mit Unverständnis und Ratlosigkeit auf die Welt zu blicken: „Man soll - was weiß ich, was man soll!“ Am Ende provoziert das Ich mit der Aussage „Ich pfeife auf den Gott Apoll“ - es lehnt also traditionelle Autorität und Ordnung ab.

Formal betrachtet besteht das Gedicht aus einer Strophe mit fünf Versen. Die Metrik und Reimstruktur sind irregulär, was zur absurden, provokativen Haltung des Gedichts beitragen kann: Es passt ebenso wenig zu herkömmlichen „Regeln“ wie seine Aussagen es tun.

Die Sprache ist klar und unverblümt, teils derb. Mit den Bildern und Metaphern - das „Gurgel-fassende“ der Schurken, das „Schlucken“ des Getiers und die absurde Vorstellung eines Seepferds, das ein Heupferd hasst - werden die paradoxen Normen und Regeln, gegen die das lyrische Ich rebelliert, karikiert und lächerlich gemacht. So stellt das Gedicht eine energetische und provokative Kritik an Regeln und Autoritäten dar und betont die individuelle Freiheit und Autonomie gegenüber gesellschaftlichen Normen.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Man soll – –“. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1928 zurück. Der Erscheinungsort ist Berlin. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 36 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 5 Versen. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „7. August 1929“, „Abendgebet einer erkälteten Negerin“ und „Abermals in Zwickau“. Zum Autor des Gedichtes „Man soll – –“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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