Malerstunde von Joachim Ringelnatz

Mich juckt's,
Doch ich kann mich nicht jucken,
Weil meine Finger voll Farbe sind.
 
Dabei habe ich den Schlucken.
Wenn ich den Pinsel — — Hupp schluckt's.
 
In meinem Fliegenspind
Summt eine Fliege grollend,
Eingesperrt, hinauswollend.
Keine Fliege lebt von Worcester-Sauce.
 
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Ach, Hunger tut weh.
11 
Aber er schont die Hose
12 
Und macht sie locker.
 
13 
Ha! Jetzt habe ich eine Idee!
14 
Weh! Aber keinen Lichten Ocker.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Malerstunde“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
63
Entstehungsjahr
1932
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Joachim Ringelnatz, ein deutscher Schriftsteller und Kabarettist, der für seine humorvollen und teilweise absurden Gedichte bekannt ist. Ringelnatz lebte von 1883 bis 1934, wodurch das Gedicht zeitlich in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts einzuordnen ist.

Das Gedicht hinterlässt beim ersten Lesen einen humorvollen, aber auch etwas chaotischen Eindruck. Es scheint, dass das lyrische Ich sich in einer Art künstlerischer Krise oder Zwiespalt befindet.

Inhaltlich geht es um das lyrische Ich, das sich damit beschäftigt, Farbe auf eine Leinwand zu bringen (oder eine andere Oberfläche zu bemalen), aber dabei von verschiedenen kleinen Unruhen oder Ablenkungen geplagt wird. Es scheint zu jucken, kann sich aber aufgrund seiner bemalten Hände nicht kratzen. Es hat Durst oder Hunger, aber seine Malerei hindert es daran, dies zu stillen. Zudem scheint es eine Fliege in seiner Nähe zu haben, die für Unruhe sorgt und die nicht von Worcester-Sauce lebt, was wohl eine humorvolle Anspielung auf die Vorlieben oder Tücken des Künstlerlebens sein könnte.

Das lyrische Ich scheint zwischen dem Wunsch, sich auf seine Malerei zu konzentrieren, und den alltäglichen Bedürfnissen und Ablenkungen hin- und hergerissen zu sein. Gleichzeitig zieht es trotz dieser auf den ersten Blick trivialen Störungen kreative Inspiration aus seiner Situation und findet eine Idee - nur um festzustellen, dass es keine passende Farbe dafür parat hat.

Das Gedicht nutzt einfache und leicht verständliche Sprache und ist in fünf Strophen mit unterschiedlicher Anzahl von Versen unterteilt. Ringelnatz nutzt hier eine Umgangssprache und kehrt typische poetische Stilmittel und hochgestochene Sprache unter, was den humorvollen und zugänglichen Ton des Gedichts unterstreicht. Insgesamt ist das Gedicht eine humorvolle Darstellung des Künstlerlebens mit all seinen Tücken, momentanen Inspirationen und alltäglichen Ablenkungen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Malerstunde“ ist Joachim Ringelnatz. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1932 entstanden. Erschienen ist der Text in Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 63 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „Abschiedsworte an Pellka“, „Afrikanisches Duell“ und „Alone“. Zum Autor des Gedichtes „Malerstunde“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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