An die Mutter von Heinrich Kämpchen
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Gute Mutter, du da droben, |
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Helfe deinem Kinde beten, |
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Lehre du dem teuren Vater |
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Auf die rechten Pfade treten. |
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Scheuche all die falschen Schmeichler, |
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Die den Teuren jetzt umgeben, |
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Banne all die nieder’n Seelen, |
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Schaffe ihm ein neues Leben. – |
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Bringe Hilfe seiner Schwachheit, |
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Denn nur du kannst schützen, schirmen |
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Mit den treuen Mutterschwingen, |
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Wenn die Bösen ihn bestürmen. – |
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Gute Mutter, du weißt alles, |
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Ob ich’s nicht in Worten klage, |
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Kennst auch die verborg’nen Wehen, |
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Die ich tief im Herzen trage. – |
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Auch noch in der Sel’gen Reiche, |
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Ewig liebst du deinen Gatten |
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Und betrauerst seine Fehle |
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Und beweinst ihn noch als Schatten. – |
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Teurer Schatten meiner Mutter, |
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O so komm’, so komm’ hernieder |
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Und umschwebe deinen Gatten, |
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Und den Vater gib mir wieder. – |
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Komm’, o komm’ ich harre deiner, |
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Mit dem nächsten Morgenwinde, |
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Mit der nächsten Morgenröte |
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Eile du zu deinem Kinde. – |
Details zum Gedicht „An die Mutter“
Heinrich Kämpchen
7
28
144
1909
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „An die Mutter“ wurde von Heinrich Kämpchen verfasst, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebte und bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein wirkte.
Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht sehr emotional und traurig. Es handelt von einem Kind, das sich an seine tote Mutter wendet und sie anfleht, ihrem Ehemann und ihrem Kind zu helfen. Sie bittet sie darum, die negativen Einflüsse, die ihren Vater umgeben, zu vertreiben und ihm ein neues Leben zu ermöglichen. Des Weiteren bittet sie ihre Mutter um Schutz vor den Bösen und um Hilfe in Zeiten von Schwäche. Das lyrische Ich offenbart, dass es tiefe, verborgene Schmerzen in seinem Herzen trägt und davon überzeugt ist, dass die Mutter diese Schmerzen kennt. Es drückt darüber hinaus den Wunsch aus, dass der Geist seiner Mutter zu ihnen zurückkehrt und den Vater wiederherstellt.
Kämpchens Gedicht ist in sieben Vierzeiler-Strophen verfasst und weist ein durchgehendes Reimschema auf (jeder zweite und vierte Vers jeder Strophe reimt sich). Die Sprache ist einfach und direkt, mit wiederkehrenden Anrufungen („Gute Mutter, du da droben“, „Teurer Schatten meiner Mutter“) und Bildern, die sowohl zärtlich („Mit den treuen Mutterschwingen“) als auch eindringlich („Scheuche all die falschen Schmeichler“, „Banne all die nieder'n Seelen“) sind.
In ihrer Einfachheit und Direktheit spiegelt die Sprache die innige und dringliche Bitte des Kindes an seine Mutter wider. Die wiederholte Anrufung der Mutter unterstreicht die Sehnsucht und das Verlangen des lyrischen Ichs nach ihrer helfenden und schützenden Präsenz.
Insgesamt handelt das Gedicht von tiefer Trauer, unerfüllter Sehnsucht und dem trostvollen Glauben an eine liebevolle Mutterfigur, die auch nach dem Tod noch in der Lage ist, ihren geliebten Menschen zu helfen und sie zu beschützen. Es zeigt, wie das lyrische Ich versucht, seinen Schmerz und seine Trauer zu verarbeiten und mit dem sehnsuchtsvollen Wunsch nach der Mutter eine Art von Trost und Hoffnung zu finden. Es ist eine traurige, aber auch tröstliche poetische Darstellung der menschlichen Erfahrung von Verlust und Trauer.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An die Mutter“ des Autors Heinrich Kämpchen. 1847 wurde Kämpchen in Altendorf an der Ruhr geboren. Im Jahr 1909 ist das Gedicht entstanden. Bochum ist der Erscheinungsort des Textes. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 144 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 28 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Kämpchen sind „Am Gemündener Maar“, „Am Grabe der Mutter“ und „Am Kochbrunnen in Wiesbaden“. Zum Autor des Gedichtes „An die Mutter“ haben wir auf abi-pur.de weitere 165 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Heinrich Kämpchen sind auf abi-pur.de 165 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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