Maikäfermalen von Joachim Ringelnatz

Setze Maikäfer in Tinte. (Es geht auch mit Fliegen.)
Zweierlei Tinte ist noch besser, schwarz und rot.
Laß sie aber nicht zu lange darin liegen,
Sonst werden sie tot.
Flügel brauchst du nicht erst rauszureißen.
Dann mußt du sie alle schnell aufs Bett schmeißen
Und mit einem Bleistift so herumtreiben,
Daß sie lauter komische Bilder und Worte schreiben.
Bei mir schrieben sie einmal ein ganzes Gedicht.
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— — — —
11 
Wenn deine Mutter kommt, mache ein dummes Gesicht;
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Sage ganz einfach: „Ich war es nicht!“
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Maikäfermalen“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
81
Entstehungsjahr
1924
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Joachim Ringelnatz, ein deutscher Schriftsteller und Kabarettist, der von 1883 bis 1934 lebte. Seine Arbeiten fallen in die Epoche der Weimarer Republik, welche durch eine Vielfalt kultureller und gesellschaftlicher Veränderungen geprägt ist.

Auf den ersten Blick mag das Gedicht humorvoll und spielerisch wirken, jedoch könnte es auch Symbole und Allegorien enthalten, die eine tiefere Bedeutung andeuten.

Das lyrische Ich erzählt von einer kindlich-anarchischen Aktivität: Es taucht Maikäfer in Tinte, lässt sie über einen Bogen Papier laufen und so „komische Bilder und Worte“ zeichnen oder schreiben. Mit einer Mischung aus Kuriosität und kindlicher Unschuld scheint das lyrische Ich die normativen Grenzen zu überwinden, indem es auf spielerische Weise kreativ wird und dabei sogar ein ganzes Gedicht entstehen lässt.

Auffällig ist, dass das Gedicht in freien Versen geschrieben ist und keine strengen Reim- oder Metrikschemata verfolgt, was zu Ringelnatz' charakteristischem unkonventionellen Stil passt. Es verwendet einfache, alltägliche Worte und Sätze, die leicht verständlich und nachvollziehbar sind, ebenso wie Elemente des Humors und der Absurdität.

Die Sprache und der Ton des Gedichts vermitteln eine kindlich spielerische Stimmung und ein Gefühl der Schelmerei. Insbesondere die letzte Zeile, in der das lyrische Ich raten gibt, die Schuld abzustreiten, wenn die Mutter die Aktion entdeckt, drückt eine Freude an der Provokation und dem Regelbruch aus.

Zusammenfassend kann man sagen, dass in Joachim Ringelnatz' „Maikäfermalen“ eine kindlich-anarchische Kreativität und der Wunsch, Normen zu überwinden, zum Ausdruck kommen. Es stellt eine humorvolle und unkonventionelle Auseinandersetzung mit dem Schaffensprozess von Kunst und Literatur dar.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Maikäfermalen“ des Autors Joachim Ringelnatz. 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. 1924 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Potsdam. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 81 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit nur einer Strophe. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abgesehen von der Profitlüge“, „Abglanz“ und „Abschied von Renée“. Zum Autor des Gedichtes „Maikäfermalen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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