Madrigal von Johann Wolfgang von Goethe

Mein Mädgen sagte mir: Wie schön
Ist nicht Olind! ich hab' ihn heut gesehn,
Lang sah ich ihn bewundernd an;
Wer hätt' ihn nicht bewundern sollen?
Geliebter, du wirst doch nicht schmollen,
Daß ich’s getahn?
Ich sprach: Mein Herz fühlt nichts vom Neide,
Was auch dein Mund für Lob der Schönheit giebt;
Denn liebtest du die schönen Leute,
10 
Sprich, hättest du mich je geliebt?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.7 KB)

Details zum Gedicht „Madrigal“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
65
Entstehungsjahr
1767
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das vorgestellte Gedicht trägt den Titel „Madrigal“ und stammt von dem berühmten deutschen Dichter Johann Wolfgang von Goethe, der von 1749 bis 1832 lebte. Es ist ein Teil seiner umfangreichen dichterischen Arbeit und lässt sich in die Epoche der Weimarer Klassik einordnen, die von ca. 1786 bis 1832 andauerte.

Bei der ersten Lektüre vermittelt das Gedicht einen leichten und lieblichen Eindruck. Es schildert eine einfühlsame Konversation zwischen dem lyrischen Ich, vermutlich einem Mann, und seiner Geliebten. Die Geliebte äußert ihre Bewunderung für einen anderen Mann namens Olind und fragt besorgtem Ton, ob ihr Geliebter deswegen eifersüchtig ist. Der antwortet daraufhin großmütig, dass er kein Neid empfindet. Er weist darauf hin, dass wenn sie Männer nur wegen ihrer Schönheit lieben würde, sie ihn niemals geliebt hätte.

Das lyrische Ich scheint also dem ästhetischen Urteil seiner Geliebten zu vertrauen und ihre ehrliche Meinung zu schätzen. Seine Liebe scheint so stark zu sein, dass er nicht um ihre Zuneigung konkurrieren muss, sondern von der Tiefe und Aufrichtigkeit ihrer Liebe zu ihm überzeugt ist. Er betont, dass wahre Liebe über reine körperliche Anziehung hinausgeht und dass eine oberflächliche Betrachtung der Schönheit ihrer Liebe zum Trotz stehen würde.

Das Gedicht ist in einer klaren, einfachen Sprache verfasst und folgt einer strengen Struktur. Es besteht aus einer einzigen Strophe von zehn Versen. Die Strophenform des Gedichtes ist nicht festgelegt. Es handelt sich hier um keine spezifische Rhythmusform, trotzdem folgt das Gedicht einem ausgewogenen Sprachrhythmus. Diese Form wird oft in der Lyrik verwendet, um eine fließende, natürliche Ausdruckskraft zu erzielen.

Die Wortwahl von Goethe ist präzise und dennoch abwechslungsreich. Er verwendet lyrische Ausdrücke, um Emotionen und Gedanken darzustellen. Diese Mischung aus schlichter und doch ausdrucksstarker Sprache, gepaart mit der sinnvollen Reflexion über Naturell der Liebe, macht dieses Gedicht zum typischen Beispiel für Goethes Werk und Epoche.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Madrigal“ des Autors Johann Wolfgang von Goethe. Geboren wurde Goethe im Jahr 1749 in Frankfurt am Main. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1767 zurück. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Goethe ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Sturm und Drang ist die Bezeichnung für die Literaturepoche in den Jahren von 1765 bis 1790 und wird häufig auch Geniezeit oder zeitgenössische Genieperiode genannt. Diese Bezeichnung entstand durch die Verherrlichung des Genies als Urbild des höheren Menschen und Künstlers. Der Sturm und Drang knüpft an die Empfindsamkeit an und geht später in die Klassik über. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das philosophische und literarische Denken in Deutschland. Der Sturm und Drang kann als eine Protest- und Jugendbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale verstanden werden. Das Rebellieren gegen die Epoche der Aufklärung brachte die wesentlichen Merkmale dieser Epoche hervor. Die Schriftsteller des Sturm und Drang waren zumeist junge Autoren, häufig unter 30 Jahre alt. Um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen, wurde im Besonderen darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Die Nachahmung und Idealisierung von Autoren aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die traditionellen Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit seinen beiden bedeutenden Vertretern Goethe und Schiller entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.

Die Weimarer Klassik ist eine Epoche der deutschen Literaturgeschichte, die von zwei zentralen Dichtern geprägt wurde: Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Die Literaturepoche beginnt 1786 mit Goethes Italienreise und endet 1832 mit Goethes Tod. Es gibt aber auch Definitionen, die das gemeinsame Schaffen der beiden befreundeten Dichter Goethe und Schiller von 1794 bis zu Schillers Tod 1805 als Weimarer Klassik zeitlich festlegen. Das Zentrum dieser Literaturepoche lag in Weimar. Es sind sowohl die Bezeichnungen Klassik als auch Weimarer Klassik gebräuchlich. Von zentraler Bedeutung für die Zeit der Weimarer Klassik ist der Begriff Humanität. Toleranz, Menschlichkeit, Schönheit, Selbstbestimmung und Harmonie sind wichtige inhaltliche Merkmale der Weimarer Klassik. Die Weimarer Klassik orientierte sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. In der Gestaltung wurde das Wesentliche, Gültige, Gesetzmäßige sowie der Ausgleich und die Harmonie gesucht. Im Gegensatz zum Sturm und Drang, wo die Sprache oftmals roh und derb ist, bleibt die Sprache in der Weimarer Klassik den sich selbst gesetzten Regeln treu. Goethe, Schiller, Herder und Wieland können als die Hauptvertreter der Klassik bezeichnet werden. Aber nur Goethe und Schiller inspirierten und motivierten einander durch enge Zusammenarbeit und wechselseitige Kritik.

Das Gedicht besteht aus 10 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 65 Worte. Weitere Werke des Dichters Johann Wolfgang von Goethe sind „An Annetten“, „An Belinden“ und „An Lida“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Madrigal“ weitere 1618 Gedichte vor.

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