Lumpenparade von Heinrich Kämpchen

Knappen, seht euch die Lumpen an,
Die da kommen des Weges heran,
Eskortiert von der Polizei,
Kameraden, herbei, herbei!
Vorn im Zuge, ihr kennt ihn ja,
Stelzt der „Lange“ von Dingesda –
Ihm zu Seite, das „Huhn“ genannt,
Trippelt der lahme Ferdinand.
Hinter den beiden folgen dann dicht
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„Wisper-Wilm“ und das „Affengesicht“,
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Taugten noch nimmer in Kampf und Not,
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Leckten sich immer zu Lohn und Brot. –
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Wieder kommen jetzt nette zwei,
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Schon berüchtigt durch mancherlei,
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Seht ihr den falschen, schielenden Blick?
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Denunzieren, das ist ihr Trick. –
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Ihnen folgen, in schönem Kranz,
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„Pulver-Fritze“ und „Hagel-Franz“,
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Litten an Arbeitswut sonst nie,
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Jetzt mit den „Braven“ auch schuften sie. –
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Und so reihen sich Mann an Mann,
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Alles „Defekte“, im Zuge an –
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Keiner, der nicht von euch schon „geeicht“ –
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Mucker und Ducker, so weit es reicht. –
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Darum, Knappen, habet gut Acht!
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Daß ihr sie wiedererkennet im Schacht,
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Wenn zu Ende der schlimme Krieg,
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Wenn dem Rechte erfochten der Sieg,
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Wenn die Friedensschalmei erklingt,
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Wenn ihr wieder die Keilhau schwingt –
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Dann, es kann keine Frage sein,
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Haltet ihr euch von den Lumpen rein,
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Die euch ständig im Rücken bedroht,
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Die euch verrieten in Kampf und Not. –
35 
Darum, Knappen, habet gut Acht,
36 
Daß ihr sie wiedererkennet im Schacht. –
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Lumpenparade“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
201
Entstehungsjahr
1909
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht stammt von Heinrich Kämpchen, einem deutschen Schriftsteller und Journalisten, der von 1847 bis 1912 lebte. Das Gedicht ist vermutlich zeitlich in die Periode der Industrialisierung Deutschlands im 19. Jahrhundert einzuordnen, als die Arbeiterbewegung zunehmend an Bedeutung gewann.

Auf den ersten Blick lässt das Gedicht an eine Art Parodie oder Karikatur denken. Es verwendet humorvolle, scherzhafte Bezeichnungen für eine Gruppe von Personen, die als „Lumpen“ bezeichnet werden.

Der Inhalt des Gedichts besteht hauptsächlich aus einer Art Aufruf an eine Gruppe von Arbeitern (oder Knappen), die aufgefordert werden, eine kommende Gruppe von Personen (die sogenannten „Lumpen“) zu beobachten. Diese „Lumpen“ werden humorvoll mit Spitznamen bezeichnet und negativ dargestellt. Sie werden als Verräter und Feiglinge charakterisiert, die in kritischen Zeiten ihre Mitmenschen im Stich gelassen haben.

Der lyrische Sprecher scheint vor ihnen zu warnen und fordert die Knappen auf, sich von ihnen fernzuhalten.

Das Gedicht hat eine einfache, direkte Sprache, die die Handlungsanweisungen und Beschreibungen gut verständlich macht. Die Verwendung von Spitznamen erzeugt eine Atmosphäre der Vertrautheit und Gemeinschaft unter den Knappen und stärkt die Abneigung gegen die als Außenseiter dargestellten „Lumpen“.

Die Form des Gedichts ist strukturiert und verwendet regelmäßige Reime, was zur leichten Verständlichkeit und zur Übermittlung der Botschaft des lyrischen Sprechers beiträgt.

Zusammenfassend ist das Gedicht eine Art satirische Warnung vor Verrat und falscher Loyalität, ein Aufruf zur Solidarität unter Arbeitern und zur Wachsamkeit gegenüber denjenigen, die die Gemeinschaft untergraben könnten.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Lumpenparade“ des Autors Heinrich Kämpchen. 1847 wurde Kämpchen in Altendorf an der Ruhr geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1909 zurück. In Bochum ist der Text erschienen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das 201 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 36 Versen mit nur einer Strophe. Der Dichter Heinrich Kämpchen ist auch der Autor für Gedichte wie „Am Marienbrönnlein“, „Am Rhein“ und „Am Weinfelder Maar“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Lumpenparade“ weitere 165 Gedichte vor.

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