Ludwig Uhland von Rudolf Lavant
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Wenn heut der kernig treue Schwabe, |
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Der Mann von klarem, starkem Geist, |
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Emporgewallt aus seinem Grabe, |
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Vernähme, wie ihn Deutschland preist, |
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Er fühlte schwerlich sich gefeiert |
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Und spräche ernst, bestimmt und schlicht: |
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„Der Mann, vor dessen Bild ihr leiert, |
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Wer es auch sei, ich bin es nicht!" |
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Und wider sie, die so geschäftig |
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Den Demokraten ausgebeint, |
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Daß jedes Zugs, der frei und kräftig |
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Und mutig, er entkleidet scheint, |
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Erhöbe in gerechtem Grimme |
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Als Zeugnis er sein Liederbuch |
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Und schleuderte mit lauter Stimme |
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Dann wider sie „des Sängers Fluch". |
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Ihr habt an ihm herumgedrechselt, |
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Herumgeschnitzelt und gedreht, |
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Daß er zuletzt wie ausgewechselt |
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Als Zerrbild vor dem Volke steht: |
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Aus ihm, der aus gepreßter Kehle |
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Das Lied sang von der Völkerschlacht, |
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Habt ihr die richt’ge Kautschukseele |
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Nach Tübinger Modell gemacht. |
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Muß jeder ganze Mann auf Erden, |
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Den großer Tage Sturm erfaßt, |
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Verhunzt, verzerrt, verkleinert werden, |
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Bis er zu euch am Ende paßt? |
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Ist euch kein Haupt so hoch gefürstet |
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Durch Adel, den kein Fürst verliehn, |
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Daß ihr nicht rastlos danach dürstet, |
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Es zu euch selbst hinabzuziehn? |
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Doch wird es nie und nie gelingen, |
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Und wenn ihr dicke Bände sprecht! |
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Er ließ zuerst die Leier klingen, |
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Die goldne, für des Volkes Recht; |
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Er hat die scharfen Liederfehden, |
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Den Groll, den Zorn dem Volk gelehrt – |
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Ein Ruhm, den ihr durch tausend Reden |
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Nicht wieder in den Winkel kehrt! |
Details zum Gedicht „Ludwig Uhland“
Rudolf Lavant
5
40
225
nach 1860
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Ludwig Uhland“ wurde von Rudolf Lavant verfasst. Der Autor war ein deutscher Schriftsteller des Späten 19. und Frühen 20. Jahrhunderts, sodass wir das Gedicht in diese Zeit einordnen können. Dies ist auch eine Periode, in der sich viele politische und gesellschaftliche Veränderungen vollzogen haben.
Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht kritisch und leidenschaftlich. Es scheint die Person Ludwig Uhland zu verteidigen und mit Nachdruck und Stolz auf dessen Originalität und Unabhängigkeit hinzuweisen.
Inhaltlich bezieht sich das lyrische Ich auf die kritische Auseinandersetzung mit der Art und Weise, wie die Figur des Schwaben Ludwig Uhland von der Gesellschaft und der politischen Landschaft seiner Zeit wahrgenommen und dargestellt wird. Lavant beschreibt, wie Uhland womöglich empfinden würde, wenn er aus seinem Grab auferstehen und vernehmen könnte, wie das damalige Deutschland ihn preist. Er argumentiert, dass Uhland sich vielleicht nicht geschmeichelt fühlen würde, sondern stattdessen die Unechtheit und Verzerrung seiner Darstellung kritisieren würde.
Das Gedicht hat eine klare und direkte Sprache, die dem lyrischen Ich eine starke und überzeugte Stimme gibt. Es besteht aus fünf Strophen, die jeweils acht Verszeilen haben. Diese klare und festgelegte Struktur gibt dem Gedicht eine gewisse Ordnung und Ruhe, die dem inhaltlichen Protest und der Kritik des lyrischen Ichs ein Gegenmaß gibt.
Insgesamt lässt sich das Gedicht als eine Art Ehrerweisung an Ludwig Uhland interpretieren, der offenbar für seine Direktheit und seinen unabhängigen Geist bewundert wird. Es ist auch eine Kritik an denjenigen, die versuchen, Uhlands Bild für ihre eigenen Zwecke zu manipulieren und zu verzerren. Das lyrische Ich bleibt standhaft in seiner Überzeugung, dass diese Versuche zum Scheitern verurteilt sind, weil sie Uhlands wahre Identität und seinen wirklichen Beitrag zur Gesellschaft nicht auslöschen können. Es ist ein starkes Plädoyer für Authentizität, Unabhängigkeit und das Gedächtnis an diejenigen, die wirklich einen Unterschied gemacht haben.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Ludwig Uhland“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Rudolf Lavant. Geboren wurde Lavant im Jahr 1844 in Leipzig. Das Gedicht ist in der Zeit von 1860 bis 1915 entstanden. Erschienen ist der Text in Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zugeordnet werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 225 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Rudolf Lavant sind „An unsere Feinde“, „An unsere Gegner“ und „An la belle France.“. Zum Autor des Gedichtes „Ludwig Uhland“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 96 Gedichte vor.
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- An unsere Feinde
- An unsere Gegner
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Zum Autor Rudolf Lavant sind auf abi-pur.de 96 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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