Lucifer von Christian Morgenstern
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„Ich will mein Licht vor eurem Licht verschließen, |
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ich will euch nicht, ihr sollt mich nicht genießen, |
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bevor ich nicht ein Eigenlicht geworden. |
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So bring ich wohl das Böse in Erscheinung, |
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als Geist der Sonderheit und der Verneinung, |
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doch neue Welt erschafft mein Geisterorden. |
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Aus Widerspruch zum unbeirrten Wesen, |
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aus Irr-tum soll ein Götterstamm genesen, |
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der sich aus sich – und nicht aus euch – entscheidet. |
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Der nicht von Anbeginn in Wahrheit wandelt, |
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der sich die Wahrheit leidend erst erhandelt, |
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der sich die Wahrheit handelnd erst erleidet.“ |
Details zum Gedicht „Lucifer“
Christian Morgenstern
4
12
85
1914
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Lucifer“ stammt von Christian Morgenstern, einem deutschen Dichter, der zwischen 1871 und 1914 lebte. Damit lässt sich das Gedicht in das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert einordnen - eine Zeit, die oft als Epoche des Symbolismus und Sturm und Drang betrachtet wird.
Auf den ersten Blick wirken die dunkle Thematik und der ernste Ton des Gedichts auffällig. So wird gleich zu Beginn die Figur des Lucifer, des Teufels, eingeführt. Dies ist für stilistische Effekte genutzt und gibt dem Gedicht eine schwere, fast düstere Atmosphäre.
Der Inhalt des Gedichts lässt sich wie folgt zusammenfassen: Das lyrische Ich, das mit Lucifer identifiziert werden kann, spricht davon, sein Licht vor anderen zu verbergen, womit eine Art Rebellion oder Ablehnung angedeutet wird. Es will sein eigenes Licht, seine eigene Identität und Existenz hervorbringen, abseits von dem, was andere von ihm erwarten oder wünschen. In den folgenden Versen spricht der Sprecher über das Böse, was in diesem Kontext als eine Art notwendiges Übel angesehen werden kann, das neue Welten schafft. Es wird weiterhin klar, dass dieser Weg des Widerspruchs, des Irrtums und des Schmerzes ist, um Wahrheit und Erkenntnis zu erlangen.
In Bezug auf die Form und Sprache des Gedichts fällt auf, dass Morgenstern einen sehr strukturierten Aufbau gewählt hat: Jede der vier Strophen besteht aus jeweils drei Versen. Die Sprache ist relativ einfach, doch durch die metaphorische Bedeutung und die Verwendung von Konzepten wie Licht, Dunkelheit und Wahrheit wird eine gewisse Tiefe und Komplexität erreicht.
Im Kontext des Werks von Morgenstern kann dieses Gedicht als ein Beispiel für seine oft existenziellen und philosophischen Themen gesehen werden. Die Figur des Lucifer wird hier nicht unbedingt als böse dargestellt, sondern eher als rebellisch und als jemand, der sich nach Selbsterkenntnis und Unabhängigkeit sehnt, selbst wenn dieser Weg schmerzhaft und schwierig ist. Es geht also um Fragen von Individualität, Selbstentwicklung und Authentizität.
Weitere Informationen
Christian Morgenstern ist der Autor des Gedichtes „Lucifer“. 1871 wurde Morgenstern in München geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1914 zurück. Der Erscheinungsort ist München. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Morgenstern handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 85 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere Werke des Dichters Christian Morgenstern sind „Das Auge der Maus“, „Das Böhmische Dorf“ und „Das Fest des Wüstlings“. Zum Autor des Gedichtes „Lucifer“ haben wir auf abi-pur.de weitere 189 Gedichte veröffentlicht.
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