Louis Capet von Georg Heym

Die Trommeln schallen am Schafott im Kreis,
Das wie ein Sarg steht, schwarz mit Tuch verschlagen.
Drauf steht der Block. Dabei der offene Schragen
Für seinen Leib. Das Fallbeil glitzert weiß.
 
Von vollen Dächern flattern rot Standarten.
Die Rufer schrein der Fensterplätze Preis.
Im Winter ist es. Doch dem Volk wird heiß,
Es drängt sich murrend vor. Man läßt es warten.
 
Da hört man Lärm. Er steigt. Das Schreien braust.
10 
Auf seinem Karren kommt Capet, bedreckt,
11 
Mit Kot beworfen, und das Haar zerzaust.
 
12 
Man schleift ihn schnell herauf. Er wird gestreckt.
13 
Der Kopf liegt auf dem Block. Das Fallbeil saust.
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Blut speit sein Hals, der fest im Loche steckt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Louis Capet“

Autor
Georg Heym
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
109
Entstehungsjahr
1911
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Louis Capet“ stammt aus der Feder des Schriftstellers Georg Heym. Heym, der im späten 19. Jahrhundert geboren wurde und bereits im Alter von 24 Jahren starb, gilt als wichtiges Mitglied des literarischen Expressionismus. Er veröffentlichte das besagte Gedicht in der Frühphase seiner Karriere, gegebenenfalls um das Jahr 1910.

Auf den ersten Blick ist das Gedicht von einer düsteren, bedrohlichen Atmosphäre geprägt. Die düstere Stimmung wird fast unmittelbar durch den faszinierenden und schrecklichen Anblick der Guillotine heraufbeschworen, die in der Eingangssequenz des Gedichts beschrieben wird.

Im Hinblick auf den Inhalt des Gedichts führt Heym den Leser zurück in die Zeitalter der Französischen Revolution und insbesondere in die letzen Momente von König Ludwig XVI., der nach der Abschaffung der Monarchie den Titel Louis Capet annahm. Die vier Strophen des Gedichts beschreiben den Prozess seiner Hinrichtung, von der Erwartung und Spannung unter den Zuschauern, über seine Ankunft in einem Karren und bis hin zu seinem Tod durch das Fallbeil.

Die Sprache und Ausdrucksweise zeigt eine eher nüchterne und direkte Darstellung der Ereignisse. Die Worte sind bewusst gewählt, um die Grausamkeit und Brutalität der Szene zu unterstreichen, ohne dabei auf eindeutige moralische Werturteile oder Gefühlsbekundungen zurückzugreifen. Formell betrachtet besteht das Gedicht aus vier Strophen, die erste und zweite Strophe jeweils aus vier Versen und die letzte beiden Strophen jeweils aus drei Versen. Die Verse sind durch einen eher regelmäßigen Rhythmus gekennzeichnet und folgen keinem festen Reimschema.

Schlussendlich versinnbildlicht Heym durch seine harte, eindringliche Lyrik nicht nur die konkrete Hinrichtung von Ludwig XVI., sondern auch die Tragödie der Geschichte, ihre Neigung zur Gewalt und die Zerbrechlichkeit menschlichen Lebens.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Louis Capet“ des Autors Georg Heym. Heym wurde im Jahr 1887 in Hirschberg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1911 zurück. In Leipzig ist der Text erschienen. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Expressionismus zugeordnet werden. Bei Heym handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 109 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Der Dichter Georg Heym ist auch der Autor für Gedichte wie „Der Abend“, „Der Baum“ und „Der Blinde“. Zum Autor des Gedichtes „Louis Capet“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 79 Gedichte vor.

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