An die Muse von Karl Philipp Conz

Die ekle Welt, der Mode Thorenspiel
Und Tüncherey zum Spotte hingegeben,
Hat längst verlernt das kindliche Gefühl
Der Urnatur und ihr bescheidnes Leben.
 
Sie achtet wenig auf den stillen Geist
In Wort und That; mit Rednermeteoren,
Mit allem, was nur schäumt und prunkt und gleißt,
Füllst du ihr leicht die Augen und die Ohren.
 
O Mufe, drängt dir ein empfundnes Lied,
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Ein herzliches die jungfräuliche Seele,
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Sing’ es in Thaten, wo kein Aug dich sieht;
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Nur daß dein Mund es vor der Welt verhehle!
 
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Ein kalter Kritler möcht’ es dir entweihn!
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Laß eher es am Bach der Nachtigallen
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Vor Echo’s Nymphengrott’ im Birkenhain
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Ins Lied der himmlischen Natur verhallen.
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CONZ.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „An die Muse“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
17
Anzahl Wörter
111
Entstehungsjahr
1799
Epoche
Klassik,
Romantik

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht „An die Muse“ wurde von Karl Philipp Conz verfasst, der zwischen 1762 und 1827 lebte. Damit lässt sich das Werk in die Epoche der Romantik einordnen, die von etwa 1795 bis 1848 dauerte und sich durch eine Rückbesinnung auf das Gefühl und die Natur gegenüber der aufgeklärten Vernunft auszeichnet.

Auf den ersten Eindruck hin wirkt das Gedicht durch seine tiefe Kritik an der modernen Gesellschaft und die Besinnung auf die Natur und den menschlichen Geist typisch für die Philosophie der Romantik.

In Inhalt des Gedichts liegt im Ausdruck der Verachtung des lyrischen Ichs gegenüber der sogenannten „eklen Welt“ und der „Mode“ der damaligen Gesellschaft. Die Menschen haben das Gefühl für das Natürliche und Bescheidene, das einfache Leben, verloren. Die Gesellschaft hat keinen Respekt mehr für den stillen Geist und füllt ihre Sinne lieber mit glänzendem Tand und aufsehenerregenden Reden. Die Muse, als Inspiration, wird aufgerufen, ihre Lieder nicht in Worte, sondern in Handlungen auszudrücken, ohne Rücksicht auf die Beobachtung durch die Welt. Das lyrische Ich warnt vor dem kalten Kritiker und empfiehlt, das Lied der Muse lieber in der Natur verhallen zu lassen.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen von unterschiedlicher Länge, der Stil ist in gereimten Versen und im Ton kritisch und abweisend gegenüber der zeitgenössischen Gesellschaft, während es die Natur und die Muse idealisiert und verklärt.

Die Sprache des Gedichts ist stark bildhaft mit Metaphern wie „Rednermeteoren“ und „schaumt und prunkt und gleißt“. Man merkt die Klassik auch in der Sprachwahl, z. B. der Gebrauch von älteren oder formellen Wörtern wie „Tüncherey“, „Thorenspiel“ und „Nymphengrott’“. Insgesamt vermittelt das Gedicht eine stimmungsvolle Atmosphäre und ein leidenschaftlich-emotionales Anliegen, das zum Ausdruck bringt, wie das lyrische Ich die Gesellschaft empfindet und was es von der Muse und ihrer Inspiration erwartet.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An die Muse“ des Autors Karl Philipp Conz. Im Jahr 1762 wurde Conz in Lorch geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1799 zurück. Tübingen ist der Erscheinungsort des Textes. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik oder Romantik zu. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 111 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 17 Versen. Karl Philipp Conz ist auch der Autor für Gedichte wie „Liebeszuruf“. Zum Autor des Gedichtes „An die Muse“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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