Loblied auf die Schönheit von Charles Baudelaire
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Entsteigst du dem himmel oder den nächtlichen schlünden · |
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O schönheit? dein blick zugleich höllisch und göttlich rein |
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Giesst durcheinander die wolthaten aus und die sünden – |
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Und deshalb magst du dem weine verglichen sein! |
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Du hast deinen blick vom morgen- und abendstrahle · |
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Du schüttelst düfte wie eine gewitternacht · |
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Dein kuss ist ein filter und dein mund eine schale |
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Die helden zu feiglingen · kinder zu tapferen macht. |
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Enttauchst du dem abgrund oder entschwebst du den himmeln? |
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Der dämon folgt gefüg deiner zauberkraft – |
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Du lässest nach laune freude und unheil wimmeln · |
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Du lenkest alles und nie gibst du rechenschaft. |
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Du trittst über tote · o schönheit · und höhnst unsre leiden · |
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Die schrecknis ist dir ein schmuck der dich reizvoll umschmiegt · |
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Der mord ist das liebste dir unter allen geschmeiden |
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Das schmeichelnd an deinem stolzen leibe sich wiegt. |
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Der falter flattert geblendet hinauf zu dir – kerze! |
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Er knistert und spricht verbrennend: ich segne dich licht! |
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Es beugt sich · ein sterbender der sein grabmal herze · |
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Der liebende zuckend auf seiner geliebten gesicht. |
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Komm du nur aus himmel aus hölle · gleichviel welchen orten! |
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O schönheit bald maasslos erschrecklich und bald wie ein kind! |
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Erschliesst nur dein lächeln dein blick und dein fuss mir die pforten |
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Des alls das ich liebe die stets mir verschlossen sind! |
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Ob gott oder satan ob engel oder sirene: |
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Mach nur · sammtäugige zauberin · dass nicht zu sehr |
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– O klang duft und licht! o herrin die ich ersehne! – |
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Die erde mir hässlich ist und der augenblick schwer! |
Details zum Gedicht „Loblied auf die Schönheit“
Charles Baudelaire
7
28
243
nach 1837
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Loblied auf die Schönheit“ stammt von dem französischen Dichter Charles Baudelaire und wurde im 19. Jahrhundert veröffentlicht.
Beim ersten Lesen fällt eine durchgehende Bewunderung, fast Anbetung, der Schönheit auf. Diese wird als überwältigend, teils sogar furchteinflößend dargestellt. Die Darstellung ist stark metaphorisch und verwendet wiederholt Extreme, beispielsweise Himmel und Hölle oder Engel und Dämonen, um die Gegensätzlichkeit auszudrücken, die der Dichter in der Schönheit sieht.
Inhaltlich widmet sich das lyrische Ich im Gedicht der ambivalenten Natur der Schönheit, die einerseits anzieht und Verzückung hervorruft, andererseits aber auch leiden lässt und zerstört. Diese Ambivalenz zeigt sich in der wiederholten Frage, ob die Schönheit aus dem Himmel oder aus dem Abgrund kommt, also göttlicher oder dämonischer Natur ist. Sie wird sowohl mit sündhaften als auch mit heldenhaften Aktionen in Verbindung gebracht und scheint trotz ihrer Macht keine Verantwortung für ihre Auswirkungen zu übernehmen.
Die Form des Gedichts ist durch sieben Strophen mit jeweils vier Versen geprägt. Es finden sich keine Reime und die Verse sind in freien Rhythmen gehalten, was der sprachlichen Umsetzung der von Baudelaire beschriebenen Schönheit entspricht.
Die Sprache ist stark bildhaft und von einer intensiven Emotionalität gekennzeichnet – zum Teil werden sogar gewalttätige Bilder wie Mord und Todesqualen benutzt. Die Schönheit wird mehrfach personifiziert und in einer stark emotionalen, fast leidenschaftlichen Sprache angesprochen. Häufig setzt Baudelaire Kontraste, wie beispielsweise Morgen- und Abendstrahl oder Freude und Unheil, ein, um die ambivalente Natur der Schönheit herauszuarbeiten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Baudelaire in seinem Gedicht die Faszination, aber auch die Gefahr und Zerstörungskraft der Schönheit thematisiert. Die ambivalente Natur der Schönheit und ihre überwältigende, oft schmerzhafte Wirkung wird durch eine expressive, bildreiche Sprache und den freien Formaufbau eindrucksvoll dargestellt.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Loblied auf die Schönheit“ des Autors Charles Baudelaire. Baudelaire wurde im Jahr 1821 in Paris geboren. Zwischen den Jahren 1837 und 1867 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zu. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das vorliegende Gedicht umfasst 243 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 28 Versen. Die Gedichte „Darstellung“, „Das Faß des Hasses“ und „Das Gebet eines Heiden“ sind weitere Werke des Autors Charles Baudelaire. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Loblied auf die Schönheit“ weitere 101 Gedichte vor.
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