Litanei von Stefan George

Tief ist die trauer
die mich umdüstert ·
Ein tret ich wieder
Herr! in dein haus ..
 
Lang war die reise ·
matt sind die glieder ·
Leer sind die schreine ·
voll nur die qual.
 
Durstende zunge
10 
darbt nach dem weine.
11 
Hart war gestritten ·
12 
starr ist mein arm.
 
13 
Gönne die ruhe
14 
schwankenden schritten ·
15 
Hungrigem gaume
16 
bröckle dein brot!
 
17 
Schwach ist mein atem
18 
rufend dem traume ·
19 
Hohl sind die hände ·
20 
fiebernd der mund ..
 
21 
Leih deine kühle ·
22 
lösche die brände ·
23 
Tilge das hoffen ·
24 
sende das licht!
 
25 
Gluten im herzen
26 
lodern noch offen ·
27 
Innerst im grunde
28 
wacht noch ein schrei ..
 
29 
Töte das sehnen ·
30 
schliesse die wunde!
31 
Nimm mir die liebe ·
32 
gieb mir dein glück!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.7 KB)

Details zum Gedicht „Litanei“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
107
Entstehungsjahr
1922
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Litanei“ wurde von Stefan George verfasst, einem deutschen Dichter der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert tätig war. Stefan George war eine zentrale Figur des literarischen Modernismus in Deutschland und prägte auch das sogenannte George-Kreis, eine Gruppe von Autoren und Künstlern, die seine künstlerischen und ästhetischen Ansichten teilten.

Beim ersten Lesen fallen die melancholischen, leidvollen und doch hoffnungsvollen Töne des Gedichts auf. Es scheint ein Gespräch oder ein Gebet zu sein, das das lyrische Ich an eine höhere Macht, möglicherweise Gott, richtet.

Inhaltlich geht es um eine tiefe Traurigkeit und ein Vergänglichkeitsgefühl, das das lyrische Ich durchdringt. Es ist erschöpft von einer langen Reise, die sowohl physisch als auch im übertragenen Sinne spirituell sein könnte. Das lyrische Ich schildert einen Zustand der Entbehrung (Durst, Hunger), Erschöpfung (matte Glieder, starrer Arm), Leere und Qual. Es bittet um Trost und Erleichterung durch Ruhe, Nahrung und geistige Erneuerung. Das letzte Strophe drückt den Wunsch aus, Liebe und Sehnen zu beenden und stattdessen Glück zu empfangen, was auf einen Wunsch nach innerem Frieden und Versöhnung hinweist.

Die Form des Gedichts spiegelt die Inhaltlichkeit wider: Jede der 8 Strophen besteht aus 4 Versen, was dem Text einen rhythmischen, hymnischen Charakter verleiht. Diese Form durchzieht das gesamte Gedicht und kann als eine Art auf und ab interpretiert werden - passend zur Thematik einer Reise und spirituellen Suche.

Die Sprache des Gedichts ist einfach, direkt und dennoch sehr kraftvoll. George verwendet alltägliche Wörter und Ausdrücke, um tiefgründige und universelle Gefühle und Erfahrungen auszudrücken. Die bildhaften Elemente vermitteln stark sind die körperliche und emotionale Erschöpfung, die das lyrische Ich empfindet, und sein tiefes Verlangen nach Trost und Erleichterung.

Zusammenfassend handelt es sich bei „Litanei“ um ein sehr emotionales und gleichzeitig ästhetisch strenges Gedicht, das die Tiefe des menschlichen Leids und den Wunsch nach Trost und Frieden auf kraftvolle Weise zum Ausdruck bringt. Stefan George zeigt dabei sein meisterhaftes Können, alltägliche Wörter und Bilder zu nutzen, um komplexe und universelle menschliche Erfahrungen zu vermitteln.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Litanei“ des Autors Stefan George. Im Jahr 1868 wurde George in Büdesheim bei Bingen am Rhein geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1922. In Berlin ist der Text erschienen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. George ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 8 Strophen und umfasst dabei 107 Worte. Stefan George ist auch der Autor für Gedichte wie „Suedlicher Strand: Bucht“, „Wellen“ und „Weihe“. Zum Autor des Gedichtes „Litanei“ haben wir auf abi-pur.de weitere 52 Gedichte veröffentlicht.

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