Lied des Gefangenen von Heinrich Heine

Als meine Großmutter die Lise behext,
Da wollten die Leut sie verbrennen.
Schon hatte der Amtmann viel Dinte verklext,
Doch wollte sie nicht bekennen.
 
Und als man sie in den Kessel schob,
Da schrie sie Mord und Wehe;
Und als sich der schwarze Qualm erhob,
Da flog sie als Rab’ in die Höhe.
 
Mein schwarzes, gefiedertes Großmütterlein!
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O komm’ mich im Thurme besuchen,
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Komm’! fliege geschwinde durch’s Gitter herein,
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Und bringe mir Käse und Kuchen.
 
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Mein schwarzes, gefiedertes Großmütterlein!
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O möchtest du nur sorgen,
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Daß die Muhme nicht auspickt die Augen mein,
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Wenn ich luftig schwebe morgen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Lied des Gefangenen“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
98
Entstehungsjahr
1817–1821
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Lied des Gefangenen“ wurde von Heinrich Heine, einem der bedeutendsten deutschen Dichter und Journalisten des 19. Jahrhunderts, verfasst. Zeitlich ist es in die Epoche des Vormärz einzuordnen, in der Heine lebte und wirkte.

Der erste Eindruck des Gedichts entsteht durch seine düstere Erzählung von Verbrennung und Hexerei. Es wird die tragische Geschichte des lyrischen Ichs erzählt, das anscheinend im Gefängnis sitzt und dessen Großmutter der Hexerei beschuldigt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde.

Der Inhalt des Gedichts erzählt von der Verbrennung der Großmutter des lyrischen Ichs, die wegen Hexerei von den Leuten gebrannt werden wollte. Doch sie bekennt nicht und verwandelt sich beim Verbrennen in einen Raben. Jetzt bittet das lyrische Ich, welches offensichtlich in „Turme“, also in Gefangenschaft ist, die verwandelte Großmutter, es zu besuchen und ihm Nahrung zu bringen. Es äußert außerdem die Sorge, dass ihm die Augen ausgepickt werden könnten und hofft, dass die Großmutter darauf aufpasst.

Die Form des Gedichts folgt dem klassischen Muster eines Liedes mit vier Strophen und je vier Versen. Jede Strophe erzählt eine andere Phase der Geschichte und führt den Leser vom Vorwurf der Hexerei über die Verbrennung und Verwandlung der Großmutter bis hin zu den Bitten des inhaftierten lyrischen Ichs und seinen Befürchtungen. Die Sprache ist eher schlicht und direkt mit einer gewissen Alltagssprache, was den tragischen Inhalt noch verstärkt. Heine verwendet einfache, aber eindrucksvolle Bilder, um die Verzweiflung und Ohnmacht des lyrischen Ichs auszudrücken.

Insgesamt ist das Gedicht ein eindringliches Bild der Ausgrenzung und Verfolgung, die Menschen aufgrund von Vorurteilen und Aberglauben erleiden können. Es zeigt auch die Isolation und Hilflosigkeit, die in Gefangenschaft erfahren werden kann.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Lied des Gefangenen“ ist Heinrich Heine. Geboren wurde Heine im Jahr 1797 in Düsseldorf. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1821. Erschienen ist der Text in Hamburg. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 98 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Weitere Werke des Dichters Heinrich Heine sind „Abenddämmerung“, „Ach, die Augen sind es wieder“ und „Ach, ich sehne mich nach Thränen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Lied des Gefangenen“ weitere 535 Gedichte vor.

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