Lied der Jungen von Erich Mühsam

Wir rüsten zum Kampf, zur letzten Wehr,
wir Volk, wir Freien, wir Jungen!
Herbei aus der Schule, der Werkstatt, dem Heer!
Wir dulden die Herrschaft der Junker nicht mehr,
die uns ins Elend gezwungen.
Die Fackeln leuchten himmelan:
Dem Volk, der Jugend freie Bahn!
 
Sie haben uns lange genug genarrt,
verführt, geplündert, bestohlen.
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Wir haben’s gelitten – und litten zu hart.
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Jetzt gilt’s, aus den Händen der Gegenwart
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den Preis der Zukunft zu holen.
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Der März bricht an. Es birst das Eis.
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Die Freiheit ist des Kampfes Preis.
 
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Uns ängstet kein Feind im Nachbarland.
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Wir ziehn nicht aus zum Erobern.
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Die Völker der Erde sind herzensverwandt.
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Den Brüdern drüben die Bruderhand,
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die Fäuste den Junkern und Obern!
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Das eigne Land ist zu befrein, –
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die Jungen sollen Führer sein!
 
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Für Freiheit und Volk! – Zum Kampf, wer jung
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und stark der Zukunft ergeben!
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Die Waffe des Volks ist der stürmende Schwung
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der unverbrauchten Begeisterung.
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Die Jugend hoch und das Leben!
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Zur letzten Wehr! Bald sind wir frei.
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Los von der Junkertyrannei!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.8 KB)

Details zum Gedicht „Lied der Jungen“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
170
Entstehungsjahr
1920
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Lied der Jungen“ stammt von Erich Mühsam, einem deutschen Schriftsteller und Anarchisten, der von 1878 bis 1934 lebte. Es lässt sich wahrscheinlich in die Zeit des beginnenden 20. Jahrhunderts einordnen, eine Epoche des Umbruchs und der sozialpolitischen Unruhen in Deutschland.

Beim ersten Lesen des Gedichts fällt der rebellische, pugilistische Ton auf. Das lyrische Ich ruft zur Revolution auf, zur Bewahrheitung der eigenen Rechte, zur Befreiung von den Unterdrückern und zur Gestaltung der Zukunft. Das „Wir“ im Gedicht bezieht sich wahrscheinlich auf das junge, unterdrückte Bürgertum, das gegen die sozioökonomische Herrschaft der Aristokratie kämpft.

Das lyrische Ich im Gedicht äußert seinen Unmut über die gegenwärtigen Herrschenden und verspricht, sich nicht mehr manipulieren zu lassen. Es ermutigt die Jugend, die Zukunft in die eigenen Hände zu nehmen, sich nicht länger vom gesellschaftlichen Establishment unterdrücken zu lassen und sich für Freiheit und Volk einzusetzen.

Das Gedicht ist in vier siebenzeilige Strophen unterteilt, wobei die Endreime in jedem gereimt sind. Es folgt kein bestimmtes Metrum, was zur rebellischen Botschaft des Gedichts passt. Die Sprache ist einfach, direkt und leidenschaftlich. Es werden Metaphern verwendet wie „Die Fackeln leuchten himmelan“, um die Hoffnung und das Streben nach Freiheit zu verdeutlichen.

Insgesamt ist dieses Gedicht ein Appell an die Jugend und an das Volk, sich zu organisieren, zu kämpfen und die Kontrolle über ihre Zukunft zu übernehmen. Mühsam nutzt hierbei eine aufgewühlte und kämpferische Sprache, um seine revolutionären Gedanken zu vermitteln. Es ist eine Aufforderung zur Rebellion gegen die herrschende Klasse und ein Aufruf zur Selbstbestimmung und Freiheit.

Weitere Informationen

Erich Mühsam ist der Autor des Gedichtes „Lied der Jungen“. Der Autor Erich Mühsam wurde 1878 in Berlin geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1920. München ist der Erscheinungsort des Textes. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Mühsam ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 170 Worte. Die Gedichte „Barbaren“, „Bauchweh“ und „Betäubung“ sind weitere Werke des Autors Erich Mühsam. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Lied der Jungen“ weitere 57 Gedichte vor.

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