Liebste, sollst mir heute sagen von Heinrich Heine

Liebste, sollst mir heute sagen:
Bist du nicht ein Traumgebild’,
Wie’s in schwülen Sommertagen
Aus dem Hirn des Dichters quillt?
 
Aber nein, ein solches Mündchen,
Solcher Augen Zauberlicht,
Solch ein liebes, süßes Kindchen,
Das erschafft der Dichter nicht.
 
Basilisken und Vampyre,
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Lindenwürm’ und Ungeheu’r,
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Solche schlimme Fabelthiere,
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Die erschafft des Dichters Feu'r.
 
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Aber dich und deine Tücke,
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Und dein süßes Angesicht,
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Und die falschen, frommen Blicke –
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Das erschafft der Dichter nicht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Liebste, sollst mir heute sagen“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
73
Entstehungsjahr
1822–1823
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Heinrich Heine, ein deutscher Dichter und Journalist des 19. Jahrhunderts. Er gehört zur Epoche der Romantik, die etwa von 1795 bis 1848 dauerte.

Auf den ersten Blick handelt es sich bei diesem Gedicht um eine romantische Liebeserklärung des lyrischen Ichs an die angesprochene „Liebste“. Trotz der romantischen Atmosphäre gibt es jedoch auch eine gewisse Ironie oder Skepsis hinsichtlich der Realität und Wahrhaftigkeit der Geliebten.

Inhaltlich ist das Gedicht eine Aufforderung an die „Liebste“, dem Dichter zu versichern, dass sie real ist und keine Traumfigur ist, die er sich ausgedacht hat. Er vergleicht sie mit fantastischen Fabelwesen, die ein Dichter in seiner Fantasie erschaffen könnte und schließt, dass sie aufgrund ihrer Schönheit und ihrer Tücke nicht das Produkt seiner Fantasie sein kann.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit je vier Versen, es hält sich also an ein recht klassisches, strenges Schema. Die Sprache ist recht einfach gehalten, was den Inhalt für den Leser leicht verständlich macht. In der romantischen Tradition verwendet Heine Metaphern, um die Gefühle des lyrischen Ichs Lebendigkeit und eine tiefe Emotionalität zu verleihen. In diesem Fall sind die Metaphern vorwiegend aus der Welt der Fabelwesen entnommen, was auf Heines Lust am Spiel mit der Realität und der Fantasie hindeutet.

Insgesamt vermittelt das Gedicht eine Mischung aus romantischer Hingabe und ironischer Distanz. Einerseits versichert das lyrische Ich, dass die Geliebte zu schön und komplex ist, um nur eine Traumfigur zu sein. Andererseits schwingt in der letzten Strophe ein gewisser Vorwurf mit, wenn das lyrische Ich Andeutungen auf ihre Misstimmung und mögliche Falschheit macht. Das lyrische Ich scheint also gleichermaßen von der Schönheit und der Undurchschaubarkeit der „Liebsten“ fasziniert und frustriert zu sein.

Diese Ambivalenz zwischen Bewunderung und Skepsis, Realität und Fantasie charakterisiert viele Werke Heines und ist auch in diesem Gedicht deutlich spürbar.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Liebste, sollst mir heute sagen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Heine. Im Jahr 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. Im Jahr 1823 ist das Gedicht entstanden. In Hamburg ist der Text erschienen. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz zu. Der Schriftsteller Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 73 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Heine sind „Ahnung“, „Allnächtlich im Traume seh’ ich dich“ und „Almansor“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Liebste, sollst mir heute sagen“ weitere 535 Gedichte vor.

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