Letztes Wort an eine Spröde von Joachim Ringelnatz

Wie ich bettle und weine –
Es ist lächerlich.
Schließe deine Beine! –
Ich liebe Dich.
 
Schließe deine Säume
Oben und unten am Rock.
Was ich von dir träume
Träumt ein Bock.
 
Sage: Ich sei zu dreist.
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Zieh ein beleidigtes Gesicht.
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Was „Ich liebe dich“ heißt,
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Weiß ich nicht.
 
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Zeige von deinen Beinen
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Nur die Konturen kokett.
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Gehe mit einem gemeinen,
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Feschen Heiratsschwindler zu Bett.
 
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Finde ich unten im Hafen
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Heute ein hurendes Kind,
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Will ich bei ihr schlafen;
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Bis wir fertig sind.
 
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Dann: – die Türe klinket
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Leise auf und leise zu.
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Und die Hure winket –
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Glücklicher als du.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Letztes Wort an eine Spröde“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
97
Entstehungsjahr
1928
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das hier besprochene Gedicht stammt von Joachim Ringelnatz, einem bedeutenden Vertreter der literarischen Moderne in Deutschland, der von 1883 bis 1934 lebte. Sein Werk wurde maßgeblich von den gesellschaftlichen Umbrüchen des frühen 20. Jahrhunderts geprägt.

Bei der ersten Lektüre des Gedichts fällt insbesondere der direkte und ungeschönte Ton auf, den Ringelnatz hier anschlägt. Der Text ist geprägt von Enttäuschung, Wut und Verbitterung. Im Fokus steht das lyrische Ich, das sich an eine Frau richtet, die seine Liebe offenbar nicht erwidert.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um die einseitige Liebe des lyrischen Ichs zu einer Frau, die eine verschlossene und abweisende Haltung einnimmt. Durch diese Haltung fühlt sich das lyrische Ich zurückgewiesen und in seiner Liebe verhöhnt. Die Frau wird jedoch nicht nur als Objekt der Begierde, sondern auch als Person dargestellt, die sich bewusst gegen die Liebe entscheidet. Dabei wird ihre Abweisung als Akt des Selbstschutzes interpretiert. Das lyrische Ich reagiert darauf mit Verbitterung und Kritik, indem es unter anderem andeutet, dass die Frau mit einem Heiratsschwindler zu Bett gehen soll.

Formal ist das Gedicht in sechs vierzeilige Strophen gegliedert. Die Sprache ist dabei durchgängig direkt und unverschnörkelt, mit einem starken Fokus auf die konkrete, alltägliche Darstellung von Emotionen und Situationen. Dabei kommen teilweise drastische und provokative Formulierungen zum Einsatz, die den Schmerz und die Wut des lyrischen Ichs unterstreichen.

Es lässt sich festhalten, dass Ringelnatz in „Letztes Wort an eine Spröde“ auf eindringliche Weise den Schmerz unerwiderter Liebe und die Verbitterung darüber vermittelt. Dabei bedient er sich einer direkten, ungeschönten Sprache, die die Dramatik der Situation für den Leser greifbar macht.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Letztes Wort an eine Spröde“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. Das Gedicht ist im Jahr 1928 entstanden. In Berlin ist der Text erschienen. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 97 Worte. Die Gedichte „Alone“, „Alte Winkelmauer“ und „Alter Mann spricht junges Mädchen an“ sind weitere Werke des Autors Joachim Ringelnatz. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Letztes Wort an eine Spröde“ weitere 560 Gedichte vor.

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